Biggy Pop – Take Five: Meine Hamburger Pop-Woche

Bei „Biggy Pop – Take Five“ geht es heute um meine ganz persönliche Popwoche, aus der ich fünf Aspekte herausgepickt habe. Und das war gar nicht so einfach. Denn in dem Zeitfenster, in dem wir uns gerade befinden, ist schlichtweg irre viel los.

Die Sommerferien sind vorbei. Das musikalische Leben nimmt auch jenseits von Open Airs wieder Fahrt auf. Und bevor das Reeperbahn Festival popkulturell alles in einem großen Strudel absorbiert, bitten Veranstalter und Netzwerker noch einmal um unsere bestenfalls ungeteilte Aufmerksamkeit. Tage und vor allem Abende, an denen ich mich hervorragend fünfteilen könnte, ohne dass es in Hamburg langweilig würde.

Die hier herausgestellten Punkte von „Biggy Pop – Take Five“ sollen vor allem abbilden, wie vielfältig die hiesige Szene agiert. Und beim Lesen möchte ich definitiv dazu anregen, rauszugehen und mitzumischen. Viel Spaß!

1. Sommerfest von Clubkombinat und Popup Records

Auf dem Gelände von Sommer in Altona mit seinem hübschen Zirkuszelt lud die Bahrenfelder Plattenfirma Popup Records am Montag gemeinsam mit dem Clubkombinat Hamburg zum Sommerfest. Ein lauschiges Hallo von rund 300 passionierten Pop-Arbeitern und Musik-Nerds in unmittelbarer Nähe zur Reeperbahn.

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Für mich hatte der Abend noch eine besondere Bedeutung. Denn das Clubkombinat, das sich für die Belange der Hamburger Spielstätten einsetzt, feiert in diesem Jahr seinen 15. Geburtstag — und ich durfte eine vierteilige Dokumentation zum Jubiläum verfassen. Zudem erzählt ein Film die Geschichte des Vereins, dessen Dreh ich journalistisch begleitet habe. 

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Fotos: Clubkombinat

An diesem Abend wurde jedoch nicht nur getrunken und geredet, sondern auch öffentlich diskutiert. Unter dem Titel „15 Jahre Clubkombinat — Music was my first love“ unterhielten sich Susanne „Leo“ Leonhard (Docks/Prinzenbar), Claudia Mohr (Waagenbau), Holger Jass (Ex-Onkel Pö) und der Rapper Das Bo. Moderiert wurde der Talk von meiner grandiosen NDR-Kollegin Siri Keil, die mit mir zum Team des neuen Formats Nachtclub Überpop gehört. Ich liebe es, wenn auf einem Fleck derart geballtes Pop-Engagement zusammenkommt. 

2. MusicHHwomen MeetUp

Unglaublich viel popkulturelle Kompetenz und Leidenschaft war am Dienstag beim Netzwerktreffen der Initiative MusicHHwomen zu erleben. Bei schwül-dampfenden Höchsttemperaturen versammelten sich Popkünstlerinnen und Musiker, Journalistinnen, PR-Fachfrauen, Veranstalterinnen, Labelmitarbeiterinnen, Bookerinnen, Technikerinnen und Musikmalocherinnen unterm Dach der Bar Kleiner Donner in der Schanze. Die Community hat sich 2017 mit dem Ziel gegründet, all den coolen Ladies aus dem Business eine Plattform zu bieten. Der Verein RockCity Hamburg, treibende Kraft hinter diesem Netzwerk, bot einen ersten Einblick in die MusicHHwomen-Datenbank, die offiziell zum Reeperbahn Festival gelauncht wird. 

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Ich bin immer wieder stark beeindruckt, welch konstruktive Atmosphäre das RockCity-Team zu erzeugen versteht. An diesem Abend durfte ich als eine von vier Speakerinnen von meinem Werdegang als Musikjournalistin und Texterin erzählen. Im Anschluss wurden wir Expertinnen an Tische gesetzt, um individuell Fragen zu beantworten. Ich bin ganz baff, mit wie viel Elan und Persönlichkeit zahlreiche Frauen in die Branche drängen. Dutzende inspirierende Gespräche und Kurz-Coachings später radelte ich erfüllt nach Hause.

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Doreen Schimk von Warner Music im Gespräch, fotografiert von Julia Schwendtner (ebenso obiges Foto)

Besonders nachhaltig bin ich von den anderen Speakerinnen und ihren Geschichten begeistert: Die einflussreiche Musikmanagerin Rita Flügge-Timm erzählte klug davon, wie sie ihren Weg ins Musikgeschäft fand und welche Begegnungen von Falco über Roger Cicero bis zu Udo Lindenberg sie in ihrem Schaffen geprägt haben. Promotion-Powerhouse Doreen Schimk von Warner Music berichtete leidenschaftlich von ihrer Flucht aus der DDR 1988, vom Engagement in der Roten Flora bis hin zu ihrer heutigen Major-Position mit Dutzenden Mitarbeitern. Und Pianistin Gudrun Lehmann schilderte aufschlussreich, warum sie bevorzugt Musik für Filme und Serien komponiert — und weshalb sie sich für Pro Quote Film einsetzt. Moderiert wurde diese anregende Sause von Sängerin Sarajane.

3. Neue Konzertorte für Hamburg

Das altehrwürdige Hansa Theater ist eigentlich ein Ort für bunte Varieté-Abende mit dressierten Tieren und bauchredenden Menschen, mit Artisten und Clowns. Jetzt haben sich die Betreiber Thomas Collien und Ulrich Waller entschlossen, das Haus am Steindamm nahe des Hauptbahnhofs erstmals für Konzerte zu öffnen. Gemeinsam mit dem Musikjournalisten Stefan Krulle gründeten sie den St. George Club — benannt nach dem Viertel, in dem das plüschige Theater mit seinen knapp 500 Sitzen beheimatet ist. Den Anfang machte am Mittwoch — bei gefühlt 50 Grad Raumtemperatur — der Jazztrompeter Nils Wülker mit seiner Band. Ein eindringliches Konzert, dessen guter Sound große Lust macht auf mehr Musik im Hansa Theater. 

Ich freue mich immer, wenn sich in der Stadt weitere Spielstätten finden, wo Pop zu erleben ist. Von daher bin ich sehr gespannt auf die neue Open-Air-Fläche, die nun für die Saison 2020 angekündigt wurde. Im Juli nächsten Jahres will STP Hamburg Konzerte auf dem Gelände vor dem Volksparkstadion eine Reihe von Konzerten mit bis zu 20.000 Besuchern veranstalten. Als erste bestätigte Show treten am 11. Juli 2019 die Rapper Alligatoah, Pimpulsiv, DNP und Sudden alias Trailerpark auf. Eingeweiht wurde das Areal bereits im August 2017 mit einem ausverkauften Konzert der dänischen Band Volbeat. Weitere Ankündigungen sollen in den kommenden Wochen folgen.

4. Aktuelle Alben aus Hamburg

Onejiru, Record, Cover, Higher Than High, Singer, Hamburg, KeniaWie rührig die Hamburger Pop-Szene ist, lässt sich zum Glück nicht nur an Arbeiten im Hintergrund ablesen, sondern auch an neuen Veröffentlichungen. In der Popkolumne des Hamburger Abendblatts schreibe ich über die aktuellen Alben von Sängerin und Aktivistin Onejiru, von Slacker-Queen Ilgen-Nur, von der Soul-Supergroup namens Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen sowie von Keele, deren Album ich zudem bereits auf dem Blog besprochen habe.

5. Auflegen auf der Hedi

Für mich ist es immer ein ganz besonderes Erlebnis, auf der Barkasse Frau Hedi Musik aufzulegen. Meistens agiere ich solo als Biggy Pop — natürlich immer verstärkt durch ein tolles Skipper- und Barteam.

DJ, Biggy Pop, Frau Hedi, boat, cruise, Hamburg, Harbour, Club, PartyDiesen Samstag geht es jedoch mit meinem heiß geliebten Radiokollektiv Das Draht an Bord. Normalerweise produzieren wir journalistisch kuratierte Sendungen für das Internetradio Byte FM. Ab 19.30 Uhr geht es mit Soul, Hiphop, Indierock und Pop aber wogend  über die Elbe. Ich liebe es, die Atmosphäre unter den Anwesenden musikalisch aufzugreifen und mit meinem Set zu euphorisieren. Außerdem: Hafen und Herzblut, Schnaps und Sound — mehr Sommer geht kaum. Kommt gerne vorbei, es gibt noch Karten. 

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