P1Harmony in Berlin: die internationale Power des K-Pop

Was mich im K-Pop immer wieder begeistert, ist die positive Energie und Passion der Fans. Auch beim Berliner Tourstopp von P1Harmony hat sich ein euphorisiertes internationales Publikum in der Uber Eats Music Hall versammelt. Dank meiner Presse-Akkreditierung darf ich die ersten drei Songs im Bühnengraben erleben. Und kurz vorher kann ich mich so mit Fans in der ersten Reihe unterhalten, die einfach nur voller Vorfreude strahlen. Absolute P1ece-Power, wie das Fandom von P1Harmony heißt. Eine junge Frau kommt aus Australien, eine andere aus der Schweiz. Ein Fan aus Japan reist den gesamten europäischen Teil der Tour mit. Über Mailand, Oberhausen und Helsinki nach Berlin. Dann weiter nach London, Paris, Lissabon und Łódź. Die Stationen nutzt sie zugleich zum Sightseeing. Wieder einmal zeigt sich: K-Pop bringt die Menschen in Bewegung. Und zwar auf ganz unterschiedlichen Ebenen.

Keeho, Theo, Jiung, Jongseob, Intak und Soul: „Seid Ihr bereit?“

Die Show startet im wahrsten Sinne des Wortes heiß. Mit Feuerfontänen. Und mit den impulsiven Nummern „Street Car“, „Emergency“ und „Everybody Clap“. Am Sound von P1Harmony gefällt mir äußerst gut, wie sie hyper-akzentuierten Rap mit seelenvollem RnB kombinieren. Und die Gruppe aus unmittelbarer Nähe zu erleben, ist wirklich beeindruckend. Die Kicks, die Gesten, die Mimik. Zum Auftakt tragen sie weiße Streetwear, wobei sich die Designs bei den sechs Stars individuell unterscheiden. Member Soul etwa trägt eine Korsage über einem weitem Hemd. Ich liebe diese Liebe zum Detail bei den Konzepten im K-Pop.

Ausführlich und herzlich unterhalten sich Keeho, Theo, Jiung, Jongseob, Intak und Soul zwischen den einzelnen Songs untereinander und mit ihren Fans. Dabei probieren sie immer wieder auch deutsche Worte und Sätze aus. „Seid Ihr bereit?“ Die Menge schreit und jubelt. Die aktuelle Tour, die im April 2024 in Seoul startete und zunächst über die USA und China nach Australien und Neuseeland führte, steht unter dem Motto „UTOP1A“. Ein sehr gutes Motto, vor allem angesichts der derzeitigen Weltlage. Im Moment sein und sich aufladen. Die Hand auf die Brust legen und einfach mal den eigenen Herzschlag spüren. Dazu ruft P1Harmony mit dem pushenden „Heartbeat Drum“ auf.

Von „Butterfly“ bis „Killin’ It“: eine Show als Wechselbad der Gefühle

Eine Sensibilisierung durch Musik, die mich immer wieder glücklich macht. Und die ich unter anderem bereits beim Konzert von NCT Dream in der Uber Arena im November 2024 erlebt habe. Besonders stark berührt mich bei P1Harmony die poetische Choreografie zu „Butterfly“, bei der die sechs Member aus einer gemeinsamen Formation herauszuschweben scheinen. Die eindringlichen Stimmen bringen die Emotionen ganz tief zum Schwingen. Wie bei so vielen K-Pop-Konzerten ist auch dieses in seiner Dramaturgie enorm ausgefeilt. Ein Wechselbad der Gefühle. Gerade noch wird man zu Tränen gerührt. Dann plaudern die Sechs kurz darauf locker darüber, was sie in Berlin unternommen haben. Ein Blick auf die Eastside Gallery im Schnee. Sushi essen. Und Intak war unterwegs zum Vintage- und Vinyl-Shopping.

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Der Spaß und die Chemie untereinander übertragen sich auf die Menge. Vom Groundfloor über die zwei Emporen hinweg feiern die gut 4000 Fans den treibenden wie lässigen Überhit „Killin’ It“. Gefolgt von der Nummer „Sad Song“, der stark von Latin-Einflüssen durchzogen ist. Die Video-Kunst während einer kurzen Pause zeigt, worum es der Band geht: „Breaking the framework“. Die Komfortzone verlassen. Eine Tür durchschreiten. Hin zur Utopie. Und der Weg dorthin ist bei jedem unterschiedlich motiviert. Die Solo-Stages der einzelnen Member zeigen, von welch stilistischer Vielfalt der K-Pop inspiriert ist.

Solo-Stages zeigen Inspirationen von ASAP Rocky bis zu Billie Eilish

Theo singt zur E-Gitarre im Lightstick- und Handylichter-Meer den Oasis-Klassiker „Don’t Look Back In Anger“. Wer braucht bei dieser soft-elegischen Version von „Theoasis“ schon die Reunion der Gallagher-Brüder in diesem Jahr? Intak beeindruckt mit dem Victoria-Monét-Cover „On My Mama“ sowie einem ultra geschmeidigen Tanz zwischen Hiphop, Freestyle, Ballett und Contemporary. Jongseop peitscht die Menge auf mit „Praise The Lord (Da Shine)“ von ASAP Rocky. Und vor allem mit den prägnanten Zeilen „I came, I saw, I came, I saw“. Soul liefert einen unfassbar energiegeladenen Solo-Tanz. Wie ein Transformer, der zu explodieren scheint. Keeho intoniert reduziert zu akustischen Gitarrenklängen „Wildflower“ von Billie Eilish. Und Jiung zelebriert die Jugend vor allem der vielen weiblichen Fans mit Justin Biebers „Baby“. Das ist die grenzüberschreitende Kraft von Popkultur.

Mit diesem Auftritt wolle er seine persönliche Freiheit ausdrücken, erzählt Jiung kurz darauf. Und die Menge antwortet auf seine Aussage noch einmal mit schönsten „Baby Baby Baby“-Chören. Gut zweieinhalb Stunden schickt P1Harmony ihren Rap und Gesang durch die Halle. Von der Bühne aus und immer wieder auch auf dem ins Publikum hineinragenden Mittelsteg.

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Finale mit Ballons und Konfetti in Pink, Signatur-Farbe der „UTOP1A“-Tour

Besonders schön kommen die starken Stimmen bei einem ausführlichen A-Cappella-Part zum Ausdruck. Und das Finale mit „Countdown To Love“ gerät zur ausgelassenen Party. Mit riesigen Luftballons und Konfetti in Pink, der Signatur-Farbe der „UTOP1A“-Tour. Eine riesige pinke Uhr zählt die letzten Sekunden herunter. Und die Gruppe verschwindet im Bühnenboden. Nicht jedoch, ohne eine Zugabe zurückzukehren.

Ausgiebig verabschieden sich die Member von ihrem Fandom P1ece. Unter anderem mit dem souligen „I See You“. Gesehen werden. Sich gegenseitig wahrnehmen. Sich beieinander bedanken. „Wir haben uns sehr sicher gefühlt durch Eure schönen Blicke“, werden Intaks Abschiedsworte aus dem Off übersetzt. K-Pop als Safe Space. Und Keeho erklärt, dass so ein Jahresanfang ja auch ganz schön herausfordernd sein kann. „Daher ist es besonders toll, dass wir 2025 nun so früh zusammengekommen sind.“ Er wolle viel wachsen dieses Jahr. Was für ein Vorsatz. Eine Utopie, die nicht zwingend an ein konkretes Ergebnis gebunden sein muss. Und ein Abend, der von Liebe und Respekt geprägt ist. Von Energie. Die Euphorie-Batterie ist nun definitiv wieder aufgeladen.

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