Stray Kids in Frankfurt – K-Pop zwischen Rap-Power und Fan-Liebe

Es sind intensive Zeiten für K-Pop-Fans. Erst performten IVE beim Lollapalooza in Berlin. Einen Tag später verwandelte J-Hope das Festival in sein persönliches Hobipalooza. Und die Army war so laut und engagiert am Start, dass BTS auf ihrer Welttournee hoffentlich einen Deutschland-Stopp einplanen. Parallel war dann noch Baekhyun in der Uber Eats Music Hall zu erleben. Ja, K-Pop ist definitiv angekommen hierzulande. Und während in meinem Kopf seit Wochen der Soundtrack des Netflix-Hits „K-Pop Demon Hunters“ auf Rotation läuft, fahre ich nach Frankfurt zur größten K-Pop-Show des Jahres hierzulande: Stray Kids im Stadion mit 44.000 wunderbaren Fans. Mit bummelig 22.000 Leuten vor mir hing ich im November in der virtuellen Warteschlange. Und tatsächlich konnte ich ein Ticket ergattern. Hoch oben unterm Dach auf der Grabowski-Tribüne. Doch das euphorische Konzert-Feeling beginnt bereits vor der Anreise. Mit der Playlist auf Dauerschleife. Und mit viel Hype-up des Fandoms STAY in den sozialen Medien.

STAY-Fandom in Frankfurt: ein schönes Gefühl von Community

Als ich in Frankfurt ankomme, ist sowohl die Gegend um den Hauptbahnhof, als auch mein Hotel mit STAY bevölkert. Alle bereit für das einzige Deutschland-Konzert der „Dominate“ Stray Kids World Tour. Shirts mit dem gewittrigen Schriftzug der Band. Coole baggy Outfits in Schwarz und Rot mit Ketten und Kajal. Oder cute Miniröcke zu Stulpen und Boots. Vor allem aber ein vorfreudiger Glow. Ein schönes Gefühl von Community.

Am Stadion reihen sich noch eine Dreiviertelstunde vor Beginn lange Schlange vor den Merchandise-Ständen. Und vor den Toiletten. Viele Fans verteilen liebevoll zusammengestellte Freebies. Ich erhalte zum Beispiel ein Tütchen mit Stray-Kids-Fotokarten, Aufklebern und Klebe-Tattoo. Zudem ist das Freebie auch ein Mini-Survival-Kit für das Konzert mit Desinfektions- und Erfrischungstüchern, Pflaster, Haargummi und Klämmerchen, Traubenzucker und Halsbonbon. Mein Herz läuft schon über, bevor ich überhaupt drin bin. Caring cuteness overload.

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STAY auf dem Weg ins Stadion in Frankfurt bei der „Dominate“-World Tour von Stray Kids

K-Pop als Lebensgefühl: die heilende Kraft des Honmoon

Kulanter Weise dürfen Tetrapacks mit nicht-alkoholischen Getränken bis zu einem halben Liter mit ins Stadion genommen werden. Und so erfrische ich mich nach den vielen Stufen hinauf zu meinem Platz erst einmal mit einem Durstlöscher Blaubeer-Vanille. Und ich plaudere ein wenig mit dem STAY neben mir. Sie erzählt, dass sie aus Ostwestfalen angereist ist und dass die Show ihr erstes Konzert überhaupt ist. In ihrem Freundeskreis höre niemand K-Pop. Sie wollte sich das jetzt aber einfach trauen und gönnen, nach Frankfurt zu fahren. Ich bin absolut begeistert von so viel Selbst-Empowerment. Und: Girl, I feel you!

Denn auch wenn ich mittlerweile einige Leute kenne, die meine Passion und auch mein musik-journalistisches Interesse für K-Pop teilen, so stößt andererseits allein die Erwähnung oftmals noch auf Augenrollen oder Ablehnung. Aber wir lassen uns von den Dämonen natürlich nicht überwältigen, sondern umarmen die integrierende Kraft des K-Pop. Ganz so, wie sich in „K-Pop Demon Hunters“ die Gesangsstimmen zur heilenden und positiven Energie des Honmoon verbinden. Und so viel sei vorweg gesagt: Stray Kids performen gut drei Stunden. Und keine Minute zu lang. So viel Abwechslung, Fan-Interaktion, persönliche Worte, Power.

Stray Kids im Stadion: Popkultur als Safespace

Das Set beginnt impulsiv mit Songs wie „Mountains“, „Back Door“ und „Chk Chk Boom“. Denn für alle, die hier vielleicht als Newbie mitlesen: Stray Kids machen akzentuiert getakteten Rap, der punktgenau mit emotionalen Gesangspart kombiniert wird. Und das ist auch live äußerst eindrucksvoll. Wie sich die einzelnen Member exakt aufeinander abstimmen – einfach nur wow! Dazu noch eine Band mit sattem Sound, spannende Visuals und innovative Choreografien, teils flankiert von weiteren Tänzern. Hinzu kommen Feuerfontänen, Konfetti und natürlich die beherzten Schreie und Gesänge von STAY.

Anfangs ist das ganz schön überwältigend. Doch je mehr ich ausraste und tanze, desto mehr werde ich von dem ganzen Vibe aufgeladen. Herz und Batterie voll. K-Pop live, das ist Liebe zur Musik und zur Band. Vor allem aber ist es auch eine Art Selfcare in einem Safespace der Popkultur. Für mich als Musikjournalistin (und Mensch) ist das ein grandioses Erlebnis.

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Die Stray Kids-Stage bei „Giant“ im Stadion in Frankfurt

Duo-Stage: zwischen Rap-Zerstörung und berührender Melancholie

Bei der Duo-Stage, bei der jeweils zwei Member gemeinsam auftreten, zeigt sich die individuelle und zwischenmenschliche Energie besonders toll. Han und Felix mit „Truman“ flankiert von Pyros mit farbigem Rauch. Ein Hauch von Revolution in der Luft. Changbin und I.N mit „Burnin’ Tires“: eine Art Zerstörung an Breakbeats. Inklusive Tänzer, die sich zu einem rasant fahrenden Auto formieren. Beim eindringlichen „Escape“ von Bang Chan und Hyunjin scheint die Temperatur in Frankfurt schlagartig enorm anzusteigen. Fanservice galore. Und Lee Know und Seungmin starten das wunderschön melancholische „Cinema“ auf dem Boden liegend. Ihre emotionale Performance hat bestimmt nicht nur mich zu Tränen gerührt.

So viele Details sind mir von den 30 Nummern in Erinnerung geblieben. Wie der Rap bei „Topline“ durchs Stadion dringt und die Lightsticks dazu koordiniert leuchten. Wie STAY  in „Megaverse“ lauthals ihr „Stray Kids“ raushauen. Und natürlich wie die Member bei der Encore-Stage zu Songs wie „Super Board“ auf zwei Carts durch die Halle rollen, während acht riesengroße Luftballons mit ihren Tier-Alter-Egos umherschweben.

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Stray Kids in der tierischen Ballon-Version bei der Show in Frankfurt

Stray Kids: Fan-Liebe für die verlorene Seite in uns

Was das Konzert so besonders macht, ist aber auch all die lustige bis liebevolle Kommunikation. Der Kreisch-Contest zwischen Groundfloor und Rängen – holy shit! Das Video von SKZ Project DE und Realstraykidsgermany, das auf sehr berührende Weise zeigt, wie sehr Stray Kids und ihre Musik viele in ihrem Leben begleiten. Oder die Aktion von SKZ Hearts, beim Song „Stray Kids“ rote Pappherzen hochzuhalten, die vorab emsig verteilt worden waren. Und natürlich die Ansprachen der Gruppe, die hauptsächlich von Bang Chan übernommen werden.

Gegen Ende erläutert er den Namen Stray Kids. Das sich jede und jeder mal wie ein herumstreunendes Kind fühlt. Verloren. Und wie sich die Gruppe und die Fans untereinander gegenseitig supporten können. Die Aufrichtigkeit, mit der er spricht, zerlegt mich emotional dann noch einmal komplett. Inbrünstig singe ich zum Finale bei „MIROH“ mit STAY immer wieder die Zeile „I’m okay“. Ein Gefühl, das auch am nächsten Tag noch sehr präsent ist. Während ich diesen Blogpost schreibe, fahre ich in einem Zug voller STAY zurück nach Hamburg. K-Pop bewegt. Danke, Stray Kids!

Ein Tipp:

Schaut doch mal bei den tollen Kolleginnen von K-Pop in Germany vorbei. Da gibt es super Fotos und Eindrücke vom Konzert sowie viele News.

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