„Otzenbunker bleibt!“ – Soli-Konzert im Hafenklang

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Einer der Gründe, warum ich nach Hamburg gezogen bin vor vielen Jahren: das Gefühl, dass die Menschen, die nach einem guten wilden Leben suchen, nach einem anderen Denken und Dasein, nicht einfach alleine vor sich hinmachen. Sie schließen sich zusammen, verbünden sich, bilden Komplizenschaften. Mehr als die Summe der einzelnen Teile. Dieser Geist ist nach wie vor zu spüren. Auch wenn er in der jüngeren Vergangenheit zunehmend aktiviert wird und werden muss, um eben diese Gemeinschaft zu retten. Um Orte zu bewahren. Um Freiräume in dieser Stadt weiterhin zu ermöglichen, um sie wachsen und wuchern zu lassen. Wider die Ödnis. 

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Clara Bow

Vor einigen Monaten lud das Kollektiv Viva La Bernie zum Open-Air, um ihren zum Verkauf stehenden Hinterhof an der Bernstorffstraße zu verteidigen — und zu feiern. Direkt um die Ecke auf St. Pauli liegt der Otzenbunker. Ein Bau mit rund 40 Übungsräumen, in dem bis vor kurzem an die 120 Bands, Musikerinnen und Künstler probten. Wegen Lärmbeschwerden und Lüftungsproblemen mussten all die Newcomer und Etablierten, all die Hobbyartisten und Profikombos nun im November den Otzenbunker verlassen. Wohin mit der Kunst, mit der Subkultur, mit dem schönen Schmutz und euphorisierenden Lärm in dieser Stadt?

„Otzenbunker bleibt!“ — die Schimmelecken pflegen

Wer Elbphilharmonie kann, muss auch Otzenbunker wollen. Das ist verkürzt formuliert der Tenor eines Kommentars in der Süddeutschen Zeitung vom 11. Januar 2019. Der Journalist Till Briegleb schreibt darin: „Wer ernsthaft eine relevante Musik- und Kulturstadt sein will, der muss auch seine Schimmelecken pflegen.“

Ich schließe mich dieser Ansicht voll und ganz an. Es geht um Vielfalt, um Vielklang. Unter dem Motto „St. Pauli bleibt laut!“ sprechen sich zahlreiche Menschen aus Hamburg für den Erhalt des Otzenbunkers aus. Bands wie Die Goldenen Zitronen und Fettes Brot haben sich ebenso solidarisiert wie Fans des FC St. Pauli. Und wie grandios, divers und laut die Bands aus dem Kiezbau klingen, war jetzt bei einem ersten Soli-Konzert mit dem Titel „Otzenbunker bleibt!“ im Hafenklang zu erleben. 

Für mehr bezahlbare Proberäume in Hamburg

Otzenbunker, St. Pauli bleibt laut!, Hafenklang, Hamburg, musicclub, Club, Solikonzert, Die Sterne, Frank Spilker, Clara Bow, Küken, Die Handlung, Philistines, Die Cigaretten, Shirts, Merchandise, Punkrock, Indie, RockSechs Auftritte, sechs Mal Schub und Schönheit. Und ein Sprecher von „St. Pauli bleibt laut!“ klärt zwischendurch über den Stand der Dinge auf: Die Initiative ist derzeit mit der Kulturbehörde im Gespräch. Ihre Forderungen sind auf der Facebook-Seite von „St. Pauli bleibt laut!“ nachzulesen. In der Erklärung heißt es, der Eigentümer oder die Stadt sollen den Otzenbunker sanieren. Im größeren Kontext geht es zudem darum, dass noch viel mehr bezahlbare Proberäume benötigt werden. Damit die Szene weiterhin brüten und brodeln kann. Ein tolles Aushängeschild wie das Reeperbahn Festival kann nicht ohne wichtige Ausprobierorte wie den Otzenbunker gedacht werden, wenn sich Hamburg tatsächlich Musikstadt nennen möchte. 

Punkrockglücksrausch und Galadressgitarre

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Die Cigaretten

Ich jedenfalls bin noch ganz beseelt von dem famosen Abend im Hafenklang. Von Philistines mit ihrem schwelgerischen, raffinierten und hoch melodiösem Indierock. Von Die Cigaretten mit ihrem nervösen Grungegewitter an hinreißender Kostümierung, an Krümelmonsterbass, Technowestendrums und Galadressgitarre. Von den wie immer großartigen Küken mit ihrer 1234-Energie und kompaktem Punkrockglücksrausch. Von Clara Bow mit coolem Garagenrock samt extra „St. Pauli bleibt laut!“-Shoutout. Von Frank Spilker mit alten immerjungen Sterne-Hits und neuen guten dringlichen Songs plus charmanter Integration eines spontanen Mitsängers auf der Bühne. Und von Die Handlung mit ihrem Supermannsänger sowie smart-faustischem Rock.

All das mag ich. Sehr. An Hamburg. Bitte so bleiben, wild und weird sein.

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