„Mein Beitrag“ mit K.ZIA: Privilegien hinterfragen, Communities aufbauen

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„Ich sehe es als meinen Beitrag zum Zusammenleben, Brücken zu bauen zwischen Genres und Generationen, zwischen sozialen Gruppen und Ländern. Ich möchte, dass Menschen durch meine Kunst neugierig werden. Auf Musik, auf unterschiedliche Persönlichkeiten, auf verschiedene Regionen der Erde‟, sagt K.ZIA. Eine Aussage, die diese Pop- und Universalkünstlerin absolut vielseitig und bereichernd ausfüllt. Sie selbst bezeichnet sich als Afro-Europäerin. Und dieses Selbstverständnis fließt stark in ihre Songs ein. In kraftvolle wie detailverliebte Videos, in Styling und Artwork. Ihre Musik zu hören und so facettenreich zu erleben, fühlt sich an, als öffnen sich permanent neue Fenster. Frischer Wind und neue Impulse kommen hinein. RnB und Hip-Hop, Englisch und Französisch, Heilung und Aufbegehren.

Als ich mit K.ZIA spreche, befindet sie sich gerade in Paris. Wohnhaft ist sie nach Stationen in Belgien, Frankreich und den USA derzeit jedoch in Berlin. Ich bin sehr froh, dass diese inspirierende Sängerin und Songschreiberin bei meiner neuen Artikel-Reihe „Mein Beitrag‟ dabei ist. Unter diesem Titel nehme ich auf meinem Blog junge Musiker*innen und ihre Auseinandersetzung mit sozialen Themen in den Fokus. Und K.ZIA hat mit „Genesis‟ soeben ein Debütalbum veröffentlicht, das reichlich Anregungen bietet. Das private wie politische Verhältnisse klug reflektiert. Und das vor allem eine äußerst warmherzige Utopie für ein respektvolles Miteinander entwirft. 

„Ich bin mit Eltern aufgewachsen, die meine Kreativität unterstützen‟

In den vergangenen zwei Jahren habe sie viel Introspektion betrieben und sich damit befasst, welche Werte sie in ihrer Musik vermitteln möchte, erzählt K.ZIA. Entstanden ist so etwa der Song „Privilège“, in dem sie verschiedene Ebenen von Privilegien aufschlüsselt. „Zunächst ist es wichtig, dankbar zu sein für die eigenen Privilegien. Ich bin gesund. Und ich bin mit Eltern aufgewachsen, die meine Kreativität unterstützen‟, sagt K.ZIA, die in Brüssel geboren wurde. Ihr Vater ist der aus Martinique stammende Zirkus-Artist Bernard Quental. Ihre Mutter ist die international gefeierte Afro-Pop-Künstlerin Marie Daulne alias Zap Mama, mit der K.ZIA  bereits früh als Backgroundsängerin auf der Bühne stand. 

In ihrer Nummer „Privilège“ wendet sie sich zugleich an all jene, die in weniger privilegierten Umständen aufgewachsen sind. Die von strukturellem Rassismus betroffen sind oder wegen ihrer Identität diskriminiert werden. Sie ermutigt dazu, dennoch gezielt nach den positiven Aspekten im eigenen Leben zu suchen und diese wertzuschätzen. Um Energie daraus zu ziehen. Als Ermächtigung. Als Drittes fordert sie in „Privilège“ dazu auf, dass die weiße Mehrheitsgesellschaft ihre Vorzugsstellung hinterfragt. Es geht darum, sich mit weißen Machtpositionen auseinanderzusetzen. Und mit den Vergehen, die daraus resultieren. In der Geschichte und in der Gegenwart. K.ZIA plädiert dafür, eine neue Balance herzustellen. „Privilège“ ist getragen von einem rastlosen Sound, der stark auf Rhythmus basiert und dunkel brodelt. Eine Nummer, die die kämpferische Seite von K.ZIA zeigt. 

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K.ZIA, fotografiert von Bodi Samba (ebenso das Titelbild)

K.ZIA und ZIA – zwischen Gemeinsinn und Unabhängigkeit

Tatsächlich hat die Musikerin für ihr Album „Genesis‟ zwei Personae geschaffen – K.ZIA und ZIA. K.ZIA ist ein liebender, allumfassender Charakter, der für Selbstfürsorge, Gemeinsinn und Wachstum steht. Musikalisch äußerst sich diese Haltung in englischsprachigen Songs, die sehr viel Wärme ausstrahlen. Die voller Soul stecken. Und in denen K.ZIAs Stimme uns mit sanfter Stärke umarmt. ZIA wiederum ist wild, freigeistig und stolz. Sie ist angetrieben von ihrer Unabhängigkeit. Ihre Sprache ist das Französische. Und sie drückt sich in Songs aus, die von Trap und Afrobeat befeuert werden. Eine spannungsgeladene Dualität. 

Mir gefällt die Idee äußerst gut, auch die aggressiven Anteile in sich selbst zu kanalisieren. Zum Beispiel in Musik und in Tanz, im Schreiben und in der Kunst. Das ist meiner Ansicht nach unabdingbar, um das gesellschaftliche Miteinander ausgewogen zu gestalten. Das Impulsive zu verkörpern, birgt für K.ZIA respektive ZIA auch einen emanzipatorischen Ansatz: „Commando Fanm“ ist ein eingängiger Song von rauer Intensität, den sie mit ihrem Vater geschrieben hat. Und den sie mit ihrer Mutter im Duett singt. Eine Ode an starke Frauen. „In vielen westlichen Gesellschaft wird von Frauen noch erwartet, dass sie sanftmütig und angepasst sein sollen‟, sagt K.ZIA. „Aber manche Frauen sind eben laut, haben kräftige Körper und nehmen Raum ein.‟ Das Lied sei auch flirtiv – im Sinne von: „Männer, seid bereit für diese Frauen.‟ 

„Einen freien Geist zu haben, ist ein absolutes Privileg‟

Zu ihrer Unabhängigkeit gehört für K.ZIA ebenfalls, ihre Musik mit anderen Ausdrucksformen aufzuladen. Bei dem im Senegal gedrehten Video zu „JMFB‟ etwa hat sie selbst Regie geführt. Allein wie sie zu Beginn des Clips als eigensinnige Königin auf gestapelten Plastikstühlen am Strand thront, ist ein großartiges wie eindrückliches Bild. „JMFB‟ ist die Abkürzung für „J’Fais Mes Bails‟, was übersetzt so viel heißt wie „Ich mach meinen Scheiß‟.

Der Song ist eine große Aufforderung dazu, die eigene Einzigartigkeit zu feiern und sich nicht an Erwartungen oder vermeintlichen Standards zu orientieren. Im Englischen gibt es dafür den schönen Begriff „nonapologetic‟. Also: sich nicht (ständig) entschuldigen. „Einen freien Geist zu haben, ist ein absolutes Privileg‟, sagt K.ZIA. „Natürlich bin ich nicht frei davon, eingenommen zu sein von Medien, Gesellschaft und auch meiner Erziehung.‟ Doch ihr Ziel sei es, einengende Konventionen zu entlernen. Also: abkoppeln, in sich gehen, justieren und dann etwas Neues entstehen lassen.

Ein Beitrag, der auf Kultur und Einfühlungsvermögen basiert

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Szene aus K.ZIAs Video zu „Sanctuary“, fotografiert von Bodi Samba

In dem wunderbar leicht driftenden Song „Home‟ entfaltet K.ZIA ihre Idee von einem Ort, an dem sich jede und jeder ganz individuell einbringen kann. „In meiner Kindheit und Jugend habe ich mich häufig als Outsiderin gefühlt. Das Schöne am Erwachsensein ist ja, dass wir es viel mehr in der Hand haben, eine eigene Community zu erschaffen und Verbindungen aufzubauen.‟ In „Sanctuary‟ singt sie davon, einen Safe Space zu gestalten, in dem Menschen sich nicht gedrängt fühlen, ihre Identität ändern oder ihre Authentizität verbergen zu müssen. 

„Bisher existiert dieses Sanctuary nur mental, als State of Mind‟, sagt K.ZIA. In dem Song hat sie eine Art Mission-Statement, ein Mantra eingefügt. Ein steter Reminder an sich selbst: „Love is my ally / gentleness is my tool / my empathy is my shield / emotions are my fuel / dreams are my mission / they spark up my energy / with art as ammunition / and strength my community‟. Mich beeindruckt und berührt, mit welch kraftvoller Ruhe K.ZIA diese Worte vorträgt. Ein Beitrag zum sozialen Gefüge, der auf Kultur und Einfühlungsvermögen basiert.

K.ZIA ist zutiefst davon überzeugt, dass Musik einen großen Einfluss auf das gesellschaftliche Miteinander hat. Deshalb sieht sie sich als öffentlich agierende Künstlerin auch in der Verantwortung, genau zu überlegen, welche Werte sie vermitteln möchte. Die holistisch auf die Welt blickende K.ZIA ist für die Popkünstlerin dabei ebenso eine politische Persona wie die draufgängerische ZIA. Die eine sagt: „Ich glaube an Toleranz‟. Die andere erklärt: „Ich glaube an Freiheit.‟ Für K.ZIA bedeutet das: unterschiedliche Energien, aber letztlich eine Botschaft.

„Mein Beitrag“ mit Dunya: Natur und Miteinander erkunden

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Arbeitswohnprojekt in Brüssel: Fazit — und alle Kapitel des belgischen Biggy Pop-Tagebuchs

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Wow. Schon ist unser Arbeitswohnprojekt in Brüssel wieder vorbei. Ich befinde mich auf dem Rückweg nach Hamburg. Und auch meine Freunde Julia vom Naturkosmetikblog Beautyjagd sowie Matthias vom Gastroblog Chez Matze sind bereits abgereist. Für mich waren die vergangenen Wochen auf mehreren Ebenen inspirierend, weshalb ich hier ein kleines Fazit ziehen möchte.  

Eine unserer Erkenntnisse: Ein anderes Leben ist möglich. Diese Einsicht ist zu großen Teilen durch unsere Unterkunft motiviert. Für unser Arbeitswohnprojekt haben wir uns in einer Fabriketage im Stadtteil Schaerbeek einquartiert. Unser Vermieter, der sonst in dem großzügig bemessenen und industriell geprägten Loft wohnt, ist von Haus aus Kulissenbauer fürs Theater. Und so lebten wir für eine Zeit in seinem Interieur, in seiner Gedankenwelt, seiner Aura. Allein diese andere Umgebung löste uns bereits aus gewohnten Bahnen heraus. 

Arbeitswohnprojekt zwischen Recherche und Stromerlust

Hoch interessant war, wie wir drei unsere Tage gestalteten. Welchen Arbeitsrhythmus die eine und der andere wählte. Und wie wir uns jeweils die Stadt erschlossen. Je nach Mentalität überwogen Recherche oder Stromerlust. Bei den gemeinsamen Mahlzeiten erzählten wir uns dann, woran wir gerade schrieben. Und was wir in den vielfältigen Brüsseler Vierteln alles entdeckt haben. 

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Beim Manneken Pis um die Ecke: Arlequin Records, Rue du Chêne 7, Bruxelles

Womit wir bei einem weiteren wichtigen Faktor bei solch einem Arbeitswohnprojekt wären: der Kommunikation. Die Grundvoraussetzungen waren gut: Drei Freunde, die sich lange kennen und mögen. Und zudem drei Menschen mit Erkundungsfreude, die das Soziale ebenso lieben wie das alleinige Unterwegssein. Damit wir jedoch nicht alle drei in unseren jeweiligen Fachgebieten und Leidenschaften einschrullten und herumnerdeten, haben wir  hin und wieder Workshops gemacht. 

Wozu inspiriert mich der Aufenthalt? Welche Aufgaben möchte ich in den kommenden Monaten anpacken? Welche Träume habe ich im Leben? Und was für gemeinsame Aktivitäten könnten aus unserem Arbeitswohnprojekt in Zukunft erwachsen? In kurzen Einheiten von zehn, fünfzehn Minuten brainstormte jede und jeder zu derlei Fragen schreibend für sich. Im Anschluss trugen wir unsere Assoziationen vor und gaben einander Feedback. Ein toller Pool an Impulsen. Mir gefiel diese Art von gesteuerter Kommunikation sehr, da sich so die Energie und Ideenfülle in unserem Arbeitswohnprojekt noch einmal ganz anders bündeln ließ.  Ich bedanke mich jedenfalls von Herzen bei Julia und Matthias für diese kreative Komplizenschaft, die gewiss ihre Fortführung findet.

Städteübergreifende Probleme für Kulturschaffende

Auf beruflicher Ebene bin ich nach wie vor hoch beglückt, wie bereichernd sich die musikalische Spurensuche in Brüssel gestaltet hat. Wie gut ich in den äußerst abwechslungsreichen Popkosmos der Stadt eintauchen konnte. Und wie offen die Szene samt ihrer Akteure ist. Diese Erfahrung bestärkt mich in meiner Philosophie, dass Musik eine ultimative verbindende Kraft besitzt. Dass sich Begegnungen oftmals unmittelbarer gestalten, wenn die Musik als Mittler fungiert. 

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Nahe der Halles de Saint-Géry: der Plattenladen Doctor Vinyl, Rue de la Grande Ile 1, 1000 Bruxelles, Belgien

Zugleich sind die Probleme, mit denen Kulturschaffende in Großstädten konfrontiert sind, oftmals ähnlich, stellte ich fest. Stadtteile werden gentrifiziert. Mieten steigen. In Brüssel ziehen deshalb viele Kreative derzeit in den Südwesten der Stadt, zum Beispiel nach Anderlecht. In dem rau charmanten Viertel eröffnete mit dem Volta etwa jüngst ein Musikzentrum: In einer alten Textfabrik finden sich Proberäume, Studios, eine Konzertbühne sowie Räume für Workshops. Ich habe es leider nicht bis dorthin geschafft. Aber ich brauche ja auch Gründe, um wiederzukommen. 

Die Welt erkunden mit Musik

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Beim Botanique: Balades Sonores, Rue Royale 173

Auch den unfassbar vielen Plattenläden in Brüssel ließen sich ganze Kapitel widmen. Ich habe stellvertretend in diesem Blogpost einige Fotos von Recordstores eingefügt, die ich in den vergangenen Wochen gemacht habe. Zudem gibt es am Ende dieses Textes noch eine Linksammlung, die komprimiert alle Artikel meines Aufenthalts aufführt. Mein Brüsseler Biggy Pop-Tagebuch sozusagen. 

Mich motiviert unser Arbeitswohnprojekt in Brüssel definitiv dazu, einerseits noch offener zu sein. Und andererseits meiner Intuition, meinem Know-how und meiner Stimme noch mehr zu vertrauen. Das mag zunächst paradox klingen. Aber für mich bedeutet dies im Idealzustand: Wenn ich in mir selbst zuhause bin, kann ich die Welt umso besser erkunden. Im besten Fall mit Musik, versteht sich.

Das Brüsseler Biggy Pop-Tagebuch

Kapitel 1:
Der Sound der Stadt — Brüssel und das Botanique (inkl. Konzert Alice Merton)

Kapitel 2:
Brüssel, ein Zirkus mit Musik (inkl. Konzert Rufus Wainwright)

Kapitel 3:
Tawsen — Pop und Rap aus dem Herzen Brüssels

Kapitel 4:
Kanal Centre Pompidou — von der Autogarage zur Kulturstätte

Kapitel 5:
Auf den Spuren von Jacques Brel — eine musikalische Tour durch Brüssel

Kapitel 6:
Indies Keeping Secret und Record Store Day in Brüssel (inkl. Konzerte von The Brother Brothers, Portland & Beautiful Badness)

Kapitel 7:
WBM belgische Popförderung, angesagte Bands & europäischer Geist (inkl. Konzert L’Or Du Commun)

Kapitel 8:
Introducing: Namdose, eine belgisch-französische Supergroup

Kapitel 9:
Introducing: Blu Samu, neuer Star aus Brüssels Hiphop-Boom

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Mitten in der Brüsseler City: Caroline Music, Boulevard Anspach 101

Namdose, eine belgisch-französische Supergroup

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Wie ich bereits in meinem Blogpost über Popförderung in Belgien angekündigt habe, möchte ich die Band Namdose noch einmal in einem extra Beitrag vorstellen. Et voilà!

Ich treffe Diego Leyder, Gitarrist der Band, auf ein Bier in der Bar Le Coq in der Nähe des Kulturzentrums Beursschouwburg im Brüsseler Zentrum. Ein entspannter Typ, der sehr passioniert und reflektiert von seiner Musik erzählen kann. Besonders spannend finde ich — neben dem Sound an sich — die Bedingungen, mit denen Kreative in dieser Stadt wirken können.

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Beeindruckend: In Belgien existiert eine staatliche Förderung, die hauptberuflich arbeitenden Künstlern eine monatliche Unterstützung sichert. Das seien keine Riesensummen, aber so viel, dass es für Miete und Grundversorgung reicht, erzählt Diego. Sehr dankbar sei er für dieses System. Ermöglicht es ihm doch seit Jahren, sich auf seine Musik zu konzentrieren. Und sich auszuprobieren. Zum Beispiel mit seinem aktuellen Projekt Namdose. 

Die Band BRNS und diverse Auftritte in Hamburg

Seit 2010 spielt Diego gemeinsam mit Antoine Meersseman (Bass, Synthesizer) und Tim Philippe (Gesang, Schlagzeug) in der Band BRNS (gesprochen: brains). Live treten sie verstärkt von wechselnden Keyboardern auf. Mit ihrem eindringlichen Mix aus Postpunk und elektronisch aufgeladenen Soundlandschaften haben sie bereits mehr als 300 Konzerte absolviert. Somit gehört das Trio zu den meist tourenden belgischen Bands der vergangenen Jahre. Regelmäßig unterstützt vom Popexportbüro Wallonie-Bruxelles Musiques. 

In Hamburg hat BRNS ebenfalls diverse Shows auf die Bühne gebracht. Diego wischt im Kalender seines Handys und zählt auf: Knust, Kleiner Donner, Gruenspan und Molotow. Zudem spielten sie 2013 an verschiedenen Locations des Reeperbahn Festivals, von der Millerntorgallery bis zu Ray’s Reeperbahn Revue. Nicht schlecht. Am Hamburger Publikum schätze er, dass die Leute einerseits sehr aufmerksam zuhörten, anderseits eben auch feiern möchten. Eine gute Balance sei das.  

Namdose, aus Live-Energie entstanden

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Namdose, fotografiert von Manou Milon (Titelbild fotografiert von Sacha Vernaeve).

Aus der Live-Energie ist 2018 auch das Projekt Namdose entstanden. Damals stand bei BRNS ein Konzert für das Festival Les Nuits im Brüsseler Konzertsaal Botanique an. Am selben Abend sollte auch Ropoporose aus der kleinen französischen Stadt Vendôme im „Bota“ auftreten. Das Duo bewegt sich zwischen Dream- und Noisepop. Und besteht aus dem Drummer und Gitarristen Romain sowie seiner Schwester Pauline Benard (Gesang, Gitarre, Synthesizer, Percussion).

Im Vorfeld des „Bota“-Gigs entstand der Wunsch, einige Songs zusammen zu spielen. Von dieser Idee unter Zugzwang gesetzt, entwickelten BRNS und Ropoporose sieben Songs in zwölf Tagen für ein gemeinsames 40-minütiges Set. 

Die Kooperation funktionierte derart gut, dass beide Formationen zu einer Art belgisch-französischen Supergroup fusionierten. Zu Namdose eben. Mit „S/T“ folgte im Februar 2019 bald ein gemeinsames Album auf dem Label Yotanka, das über [PIAS] vertrieben wird. Und der Tourkalender für dieses Jahr füllt sich — unter anderem mit Terminen bei der c/o Pop in Köln. 

Slackertum trifft auf Postrock trifft auf Orchestrales

Die begrenzte Zeit, die die Musiker hatten, um für Namdose Material zu komponieren, hat ihr Schaffen beflügelt. „Das Musikmachen in diesem neuen Kontext ist sehr befreiend. Mit BRNS tüfteln wir oft länger über unseren Stücken. Mit Namdose lerne ich, dass Songwriting auch schneller und einfacher möglich ist. Der Stil ist dadurch direkter und auch verspielter“, erzählt Diego. Wie ein Urlaub von alten Mustern. Das gefällt mir sehr gut.

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Namdose, fotografiert von Manou Milon.

Die Songs von Namdose entfalten für mich eine komplexe wie hoch melodiöse Sogwirkung. Repetitive Rhythmen und verschachtelte Harmonien bilden die Basis für eruptive, noisige wie kontrastreiche Gebilde, die sich kurze Zeit später voller Wonne in Pop auflösen. Zarter Gesang reibt sich mit wütenden Chören. Slackertum trifft auf Postrock trifft auf Orchestrales. Namdose öffnet die Türen ganz weit und lädt zu einer feinen Party, bei der sich Teile von Pavement und Stereolab unter die Gäste zu mischen scheinen. Als Inspiration nennt das Kollektiv Gruppen wie Arcade Fire, Animal Collective, Flaming Lips, Clues und Blonde Redhead. 

Diego selbst bezeichnet den Sound von Namdose schlichtweg als Pop, der sich für ihn dieser Tag ohnehin durch immer neue Kreuzungen auszeichnet. „Mir gefällt die Vorstellung, dass unsere Songs mit ihren eingängigen Hooks direkt beim ersten Hören funktionieren. Und jedes weitere Mal lassen sich dann neue Aspekte und Schichten entdecken“, sagt der Musiker. In jedem Fall gilt: Diese energiegeladene Fusion ist mehr als die Summe ihrer einzelnen Teile.

Konzerte inmitten des Publikums     

Die besondere Art, wie BRNS und Ropoporose in ihrer neuen Konstellation kommunizieren, zeigt sich ganz offensichtlich bei ihren Konzerten. Namdose spielt gerne inmitten des Publikums, so dass sich die Bandmitglieder anschauen und Zeichen geben können. „Das steigert das Selbstbewusstsein als Gruppe“, erzählt Diego. „Und wir können besser untereinander Witze machen.“ Auch für das Publikum sei das spannend. Denn wann können Konzertbesucher zum Beispiel hinter dem Schlagzeuger stehen und dessen Arbeit detailliert betrachten. 

Ich hoffe, ich werde Namdose in diesem Jahr noch live sehen können. Und ich bin sehr gespannt, wie sich das Projekt weiterentwickeln wird. Denn das Ganze ist für mich ein gutes Beispiel, wie unglaublich inspirierend kluge Komplizenschaften sein können.

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WBM — belgische Popförderung, angesagte Bands und europäischer Geist

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Ein Aspekt, den ich bei unserem Arbeitswohnprojekt in Brüssel besonders schätze: Dass ein europäischer Geist, Vibe und Buzz besonders stark zu spüren ist. Das liegt weniger an der Nähe zum europäischen Parlament.

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Das Europaparlament mit Vogelstraußskulptur davor.

Vielmehr sind es all die unterschiedlichen Impulse, die in der Mitte Europas zu spüren sind. Auf der Achse zwischen Skandinavien und Spanien sowie zwischen Großbritannien und Osteuropa. In den Straßen und Bahnen sind nicht nur die beiden offiziellen Sprachen Brüssels zu hören, also Französisch und Niederländisch plus diverse Dialekte. Deutsch, Polnisch, Englisch, Arabisch, afrikanische Sprachen, Spanisch, Italienisch, Türkisch und alles, was die bunt zusammengesetzte Bevölkerung sonst noch an verbalen Backgrounds mitbringt, fügt sich zu einer klangvollen akustischen Collage. 

Signifikantes Symbol für diese Vielstimmigkeit Brüssels ist die Skulptur Pasionaria. Der Künstler Emilio Lopez-Menchero installierte 2006 ein überdimensionales Megafon nahe des belebten Gare du Midi, das allen Migranten der Stadt gewidmet ist. Vorbeikommende sollen die kleine Treppe emporsteigen und in den Trichter all ihr Glück und ihre Sorgen hineinrufen. So verbinde sich das Individuum mit dem öffentlichen Raum. Und die Worte mischen sich mit dem starken Verkehr auf der Kreuzung von Avenue Stalingrad und Boulevard du Midi. 

Pasionaria, Brussels, megaphone, art, sculpture, Avenue Stalingrad, Belgium, soundÄußerst inspirierend finde ich, dass all diese verschiedenen Einflüsse stark in der Popmusikszene Brüssels und Belgiens widerhallen. In meinem Blogpost über das Konzert des Rappers Tawsen habe ich solche stilistischen Verquickungen bereits geschildert. 

Von Hamburg nach Brüssel, von Factory 92 zu WBM

Eine Agentur, die zuhause in Hamburg sehr intensiv europäisch vernetzt arbeitet, ist Factory92. Ein hochgradig musikaffines Team von zehn Leuten ist darauf spezialisiert, europaweite PR- und Marketingkampagnen in der Popbranche zu organisieren. Bands aus anderen Ländern hilft Factory92, in Österreich, der Schweiz und Deutschland Konzerte zu spielen und auf dem deutschsprachigen Markt Fuß zu fassen. Die Agentur kooperiert zudem mit renommierten Festivals wie dem Sziget in Budapest und dem Roskilde bei Kopenhagen.

Als die Factory92-Chefs Jan Clausen und Christian Holl Buhl mitbekamen, dass ich einige Wochen in Brüssel verbringe, fragten sie direkt, ob sie mir Gesprächspartner vor Ort vermitteln sollen. Ein Angebot, dass ich sehr gerne wahrnehme. Und so fahre ich von unserem Viertel Schaerbeek mit der Straßenbahn 93 gut 20 Minuten in den Stadtteil Ixelles.

Am Place Flagey treffe ich Julien Fournier, seines Zeichens Direktor von Wallonie-Bruxelles Musiques, kurz WBM. Das dort ansässige Musikexportbüro versorgt Popkünstler mit den strukturellen und finanziellen Mitteln, um international erfolgreich zu werden. Bands mit Potenzial reisen mit WBM zum Beispiel zum Reeperbahn Festival nach Hamburg oder zum Eurosonic nach Groningen, um sich bei Showcases zu präsentieren.

Popförderung in Belgien zwischen Brüssel, Wallonie und Flandern

Pop, Export office, Wallonie Bruxelles Musique, Brussels, Music, Julien FournierBeim Mittagessen erklärt Julien, dass nicht nur Belgien, sondern auch dessen Popförderstruktur in zwei Hälften geteilt ist. Entsprechend der Demographie kümmert sich Flandern im Norden primär um niederländischsprachige Acts. Die Wallonie im Süden Belgiens, die Julien mit seinem fünfköpfigen Team vertritt, ist fokussiert auf französischsprachige Musiker. Künstler wiederum, die in der Region Brüssel leben, können theoretisch von beiden Seiten Unterstützung erhalten. In der Regel entscheiden sie sich aber früher oder später für WBM oder das das flämische Pendant, das Flanders Arts Institute.

Da Belgien mit seinen rund 11.5 Millionen Einwohnern ohnehin kein gerade großes Land ist, treten Bands im Ausland unter der Dachmarke „Belgium Booms“ auf, erzählt Julien. Das ist durchaus sinnvoll. „Aus Nordrhein-Westfalen“ oder „aus Rheinland-Pfalz“ — mit solchen Labels würde das deutsche Exportbüro, die Initiative Musik, ihre Bands bei einem internationalem Festival wie etwa der SX/SW in Texas wohl auch nicht zwingend anpreisen.

Paris als Instanz für französischsprachigen Pop

Für das Exportbüro Wallonie und Brüssel sei eine der Herausforderungen, erfahre ich, sich ins Verhältnis zu setzen zum großen Popmusiknachbarn Frankreich. Momentan erlebe französischsprachiger Hiphop in Belgien einen Boom. Allerdings fungiere Paris wie eine Instanz, die ein Qualitätsgütesiegel für französischsprachige Musik vergibt. Sprich: Wer es in diesem Segment wirklich zu etwas bringen möchte, muss es erst in der französischen Hauptstadt schaffen und sich beim dortigen Publikum einen Namen machen.

Um sich eigenständiger zu positionieren, möchte sich Julien mit WBM stärker auf belgische Acts konzentrieren, die weird und edgy sind. Die Ecken und Kanten haben. Die lieber verschlungene Pfade beschreiten, als mit ihrem Sound mitten über die breite kommerzielle Straßen zu brettern.

Belgische Acts, auf die zu achten ist: Blu Samu, Juicy und Namdose

WBM setzt beispielsweise auf Blu Samu, eine junge belgische Rapperin mit portugiesischen Wurzeln, die in ihren Lyrics Englisch und Französisch kombiniert. Julien empfiehlt zudem das Duo Juicy, zwei junge Frauen, die mit Keyboards und Gitarre eine cool groovende Liaison aus Pop und R’n’B erzeugen. 

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Namdose, fotografiert von Manou Milon.

Äußerst umtriebig ist auch das Kollektiv Namdose, das aus der französischen Band Ropoporose und der belgischen Formation BRNS besteht. Eine Art grenzüberschreitende Supergroup, die irrisierenden Indie- und Avantgarde-Pop produziert. Mich erinnert das Ganze an die frühen Stereolab. Mit Diego Leyder, dem Gitarristen der Band, habe ich mich die Tage auf ein Bier getroffen. Namdose und ihre Aktivitäten stelle ich daher in einem gesonderten Blogpost vor.

Dem Hype glauben: französischsprachiger Hiphop mit L’Or du Commun

Der Unterschied zwischen wallonisch und flämisch geprägter Musikszene reicht sogar bis in die Clubkultur hinein, erläutert Julien von WBM. So sei das Botanique in unserer Schaerbeek’schen Nachbarschaft, das ich direkt zu Beginn unserer Brüsseler Zeit erkundet habe, der bevorzugte Ort für französischsprachige Acts (siehe Titelbild dieses Blogposts). Das Ancienne Belgique, kurz AB, sei wiederum Anlaufstelle für Künstler aus der Region Flandern. Die Grenzen seien jedoch fließend. Und in beiden Locations treten zudem internationale Acts auf. 

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Die drei französischsprachigen Rapper Primero, Swing und Loxley haben 2012 als Crew zusammengefunden. Nach diversen EPs erschien Ende 2018 ihr erster Longplayer „Sapiens“ auf dem Label LaBrique. Auf ihrem Album beschäftigt sich L’Or du Commun mit der menschlichen Natur. Ohne moralischen Zeigefinger, aber durchaus reflektiert und politisch verhandeln die jungen Belgier gesellschaftliche Verhältnisse sowie unser digitalisiertes Dasein. 

Ancienne Belgique, die perfekte Konzerthalle?

Das Venue selbst kommt für mich in Sachen Sound und Aufteilung schon sehr nah heran an die perfekte Spielstätte. Der rechteckige Innenraum sowie die flankierenden zweigeschossigen Galerien rechts und links fassen 2000 Leute stehend. An der Rückseite ragt in der ersten Etage zudem ein Balkon mit 700 Sitzplätze empor. Das gesamte Ambiente des Ancienne Belgique leuchtet in roter Wärme, hat aber zugleich einen angenehm rauen Charme. 

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Auf zu unbekannten Orten: Indies Keeping Secrets und Record Store Day in Brüssel

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In den vergangenen Tagen unseres Arbeitswohnprojekts in Brüssel durfte ich die Popkultur der Stadt auf ganz unterschiedlichen Ebenen kennenlernen. Ich bin sehr angetan von der Gastfreundschaft, Offenheit und Diversität der hiesigen Szene. An dieser Stelle möchte ich von zwei Konzerten erzählen, die ich an Spielstätten jenseits der gängigen Clubkultur erlebt habe. Und zwar von der Initiative Indies Keeping Secrets sowie vom Record Store Day. 

Indies Keeping Secrets: Konzerte an geheimen Orten

Bei meinen Recherchen über Popmusik in Brüssel stieß ich auf ein Team, dass geheime Konzerte an ungewöhnlichen Locations veranstaltet. Das Ganze läuft unter dem charmanten Namen Indies Keeping Secrets. In versteckten Gärten und auf privaten Dachterrassen, in Schlössern und Fabriken, im Comic-Museum und in einem Swimmingpool war die Initiative schon zu Gast. Ich meldete mich also voller Neugierde für den Newsletter an. Und bereits wenige Tage später erhielt ich die Nachricht, dass bald ein weiterer Auftritt anstünde. Ein Countryfolkduo. Ort: geheim. 

Ich reservierte kostenfreie Tickets. Und anderthalb Tage vor dem angekündigten Datum bekam ich erneut Post mit Uhrzeit und Treffpunkt. Ich fühlte mich an frühere Zeiten als Pfadfinderin erinnert. Meine Schnitzeljagdfreude war definitiv geweckt. So eine Spurensuche fände ich in meiner Hamburger Heimat bereits spannend genug. In einer mir noch nicht so vertrauten Stadt ist diese Praxis natürlich ungleich aufregender. Und zudem eine tolle Möglichkeit, eine weitere unbekannte Ecke Brüssels kennenzulernen.

Country aus New York in einer belgischen Fabrikhalle

Und so brechen wir von unserer Fabriketage im Stadtteil Schaerbeek auf nach Saint Gilles im Südwesten der Stadt. An einem Pavillon auf dem Place Bethléem versammeln sich um kurz vor acht nach und nach an die 150 Leute. Wir sind ein wenig zu sehr damit beschäftigt, zu plaudern und die auf dem Platz fußballspielenden Kinder zu beobachten. Deshalb sehen und hören wir gar nicht, wer da das Signal zum Aufbruch gegeben hat. Jedenfalls setzt sich die Menge wie von Zauberhand geführt in Bewegung. Wir hinterher. 

Indies Keeping Secrets, Concerts, Brussels, Belgium, Indie, Pop, Music, Band, country, folk, The Brother BrothersWie eine Demonstration ohne Schilder laufen wir durch einige Straßen und kehren schließlich in eine renovierte wie lichtdurchflutete Fabrikhalle ein. Auf Stühlen und Teppichen sowie stehend verteilt sich das Publikum im Raum. Und eine der Initiatorinnen von Indies Keeping Secrets erklärt uns, dass wir uns im Palazzo befinden, einem neu eröffneten Coworkingspace für Kreative. Die Künstlerinnen und Künstler schenken Bier an einer improvisierten Bar aus. Und dann beginnt auch schon das Konzert. Auftritt: The Brother Brothers. 

Indies Keeping Secrets, Concerts, Brussels, Belgium, Indie, Pop, Music, Band, country, folk, The Brother BrothersDie Zwillingsbrüder David und Adam Moss aus New York spielen empfindsamen Country, Folk und Bluegrass. Gitarre, Geige und Cello sowie mehrstimmiger Gesang ergeben einen feinen Fluss. Ihrer hoch harmonischen Musik ist anzuhören, dass die zwei eben schon ihr gesamtes Leben lang zusammen verbringen. Dass sie im wahrsten Sinne des Wortes eingegroovt sind.

Besonders im Ohr ist mir ihr Song „Ocean’s Daughter“. Die Brüder erzählen, dass die Nummer nach den heftigen Waldbränden an der Westküste der USA entstanden sei. Stundenland seien sie die Küste hoch nach Kanada durch Rauch gefahren. Eine Erfahrung, die die Musiker motivierte, ein Lied zum Thema Klimawandel zu schreiben. Mit dem „Banjo Song“ haben sie aber auch einen genretypischen Liebeskummersong im Repertoire. Und bei dem schnelleren „In The Nighttime“ wird sogar gejodelt. 

Spende im Nutellaglas

Seit fünf Jahren organisieren die Leute von Indies Keeping Secrets einmal im Monat ihre geheimen Gigs. Ein Pendant existiert zudem in Barcelona. Ich muss natürlich sofort darüber nachdenken, ob solch eine Reihe nicht auch in Hamburg gut funktionieren würde. Allerdings sei es gar nicht so einfach, erfahren wir noch, immer wieder außergewöhnliche Stätten zu finden. 

Am Ausgang bedanken wir uns bei The Brother Brothers für ihr schönes  Konzert. Und wir geben eine Spende für den Abend in ein Nutellaglas. Dann geht es durch die Straßen Brüssels zurück zu unserer Fabriketage. Es ist noch einmal richtig kalt geworden mitten im Frühling. Aber das Herz, das ist gut gewärmt.

Record Store Day bei Chez Pias in Brüssel

Seit elf Jahren feiern unabhängige Plattenläden einmal im Jahr den Record Store Day. Mehr als 2000 Geschäfte weltweit machen so auf ihr musikalisches Know-how aufmerksam. Zahlreiche Sammlerinnen und Sammler werden zudem angelockt durch limitierte Vinyl-Editionen, die an diesem Tag erscheinen. In den sozialen Netzwerken habe ich verfolgt, wie sich der Hamburger Plattenladen Michelle Records für den zu erwartenden Ansturm rüstet. Und in Brüssel wollte ich natürlich auch ein wenig Record-Store-Day-Luft schnuppern. 

Record Store Day, Vinyl, Chez Pias, Band, Portland, Beautiful Badness, Pias, Record LabelSo begebe ich mich nach einem leckeren afrikanischen Essen im Stadtteil Matonge und nach exquisiter Nascherei beim Chocolatier Laurent Gerbaut zum Plattenladen Chez Pias. Zwischen spröden, an diesem Samstag verwaisten Bürohäusern steht da eine Bühne auf der Straße. Das Duo Portland produziert zart driftenden Dreampop an Keyboard und Gitarre. Und ihr Auftritt wird in einem Wohnwagen daneben auf Vinyl mitgeschnitten. Rund 50 Leute lauschen. Ein echtes Nerdfest. Die Dichte an mit Platten gefüllten Jutebeuteln ist hoch. 

Plattenladen als geschmackvoll eingerichtetes Aushängeschild

Im Anschluss spielt im Innern Beautiful Badness, das Projekt des belgischen Komponisten Gabriel Sesboué, einen Mix aus Neoklassik und Electropop. Zeit, sich untermalt von den pulsierenden Klängen ein wenig umzuschauen. Der Plattenladen Chez Pias ist das geschmackvoll eingerichtete Aushängeschild und zugleich Foyer der renommierten Plattenfirma Play It Again Sam, kurz [PIAS]. 

Record Store Day, Vinyl, Chez Pias, Band, Portland, Beautiful Badness, Pias, Record LabelAnfang der 1980er-Jahre in Brüssel gegründet, spicken namenhafte Acts wie Agnes Obel, Oasis, die Arctic Monkeys und Tom Waits die [PIAS]-Historie. Und einige der bekanntesten Albumcover hängen groß gezogen an den Wänden — von The Prodigys „The Fat Of The Land“ bis zu Nick Caves „The Boatsman’s Call“. Zu den weltweit agierenden Büros zählt auch eines in Hamburg mit Sitz nahe St. Katharinen bei der Speicherstadt. 

Und zum Artist-Roster von [PIAS] gehören ebenfalls die Österreicherin Soap & Skin sowie der Berliner Jungstötter. Dessen wunderbar schwelgerisches Album „Love Is“ zählt für mich zu den frühen Highlights des Musikjahres 2019. Am Sonntag spielen beide im nahe gelegenen Botanique. Ein weiterer popkultureller Abend in Brüssel, auf den ich mich extrem freue. 

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Auf den Spuren von Jacques Brel in Brüssel

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Erst neulich habe ich erfahren, dass einer der größten Musiker Belgiens in Schaerbeek geboren wurde. In jenem Stadtviertel also, wo ich mich derzeit mit Freunden für ein Arbeitswohnprojekt in einer Fabriketage einquartiert habe. Die Rede ist von Jacques Brel. Seines Zeichens Chansonnier, Autor, Schauspieler, Regisseur, Lebemann und Charismatiker.

Vor wenigen Tagen wäre er 90 Jahre alt geworden. Ein schöner Anlass, die Fondation Brel in Brüssel aufzusuchen — ein Archiv und Museum, das gänzlich Leben und Werk des Künstlers gewidmet ist. 

Audiotour durch Brüssel: Jacques Brel in 22 Episoden

Jacques Brel, Brussels, Chansonnier, Singer, Tour, Sightseeing, Auditour, Belgium, walk, songsDas Haus am Place de la Vieille Halle aux Blés bietet Besuchern die Möglichkeit, Filme mit und über Jacques Brel anzuschauen. Und seine Laufbahn anhand alter Zeitungsartikel und Dokumente zu erkunden. Doch da die Frühlingssonne lockt und ich es ohnehin liebe, durch die Stadt zu stromern, entscheide ich mich für die „Promenade“, also die Audiotour. Gerät und Kopfhörer lassen sich für zehn Euro ausleihen. In 22 Episoden — wahlweise auf Französisch, Niederländisch oder Englisch — lässt sich auf den Spuren von Jacques Brel wandeln. 

O-Töne von Jacques Brel selbst, von seiner Frau Miche, seinen Kindern und Weggefährten mischen sich mit Erläuterungen eines Erzählers. Und mit zahlreichen Chansons Brels. Eine inspirierende Mischung. Schritt für Schritt, Story für Story, Lied für Lied tauche ich tiefer in Brels Brüssel ein. Vier Stunden lang. Als habe sich eine unsichtbare poetische Matrix auf die Stadt gelegt. Ein 3-D-Hörspiel. Wie losgelöst von den anderen Menschen laufe ich in meiner eigenen Kapsel aus Sound und Zeit durch die Straßen. Und die Passanten erscheinen mir wie Statisten eines Films, zu dem nur ich den Soundtrack höre.  Chansons wie „Je suis un soir d’éte“, „La Bière“, „Jef“ oder „Le Bourgeois“.

Eine urbane Existenz, komplex und voller Kontraste

Jacques Brel, Brussels, Chansonnier, Singer, Tour, Sightseeing, Auditour, Belgium, walk, songsIch erfahre von Kindheit und Karriere. Von favorisierten Orten und kulinarischen Präferenzen. Von Bühnen und Bars. Aber auch von Fluchten in die Fantasie und von sozialkritischen Aspekten. Und natürlich von Brels unbedingtem Glauben an die Kunst. Eine urbane Existenz, die komplex war und voller Kontraste. Die Profanes und Geniales vereinte. Zudem führt die Tour nicht nur durch die Persönlichkeit Jacques Brel, sondern auch zu diversen Sehenswürdigkeiten Brüssels wie dem Grand Place, dem Garten Mont des Arts und dem Place Sainte-Catherine. 

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Jacques-Brel-Streetart neben dem Maison Dandoy.

Die vielen kleinen und großen Geschichten schwingen nach. So erzählt etwa Brels Frau Miche von den 50er-Jahren, als ihr Mann in der Hoffnung auf künstlerischen Erfolg nach Paris aufgebrochen war. Vom Maison Dandoy, einer traditionellen Brüsseler Bäckerei, habe sie ihm seine Lieblingskekse geschickt, die jedoch zerbröselt im französischen Domizil angekommen seien. Mich amüsiert diese Anekdote deshalb, da sich in unserer Schaerbeek’schen Fabriketage ebenfalls diverse Dandoy-Tüten türmen. Genauer gesagt zeigen wir bereits leichte Suchterscheinungen bezüglich des köstlichen Mürbegebäcks. 

Die absolute Verkörperung seiner Chansons

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Das Bozar, aktuell läuft dort das Fantasyfilmfest Bifff.

Ein Zitat, das auf Höhe des Kulturzentrums Bozar eingespielt wird, fasziniert mich besonders. In dem Konzertsaal hatte sich Jacques Brel 1966 von seinem Brüsseler Publikum verabschiedet, bevor er 1967 sein Tourdasein komplett beendete. „Es braucht einen Mann, um einen Song zu schreiben. Aber es benötigt ein Tier, um ein Lied zu singen“, hat Jacques Brel gesagt. Und er habe hinzugefügt: „In den vergangenen Jahren bin ich zu sehr Tier gewesen.“ Ein klarer Ausdruck dessen, dass ihn aufrieb, wofür er berühmt war: die absolute Verkörperung seiner Chansons und all ihrer Emotionen bei Live-Auftritten. Er lebte all die Figuren und ihre Schicksale, die er für seine musikalischen Miniaturen ersonnen hatte.

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Jacques Brel kehrte gerne ein, etwa ins A la Mort Subite nahe der Galeries Saint Hubert.

Natürlich kann ein solcher Rundgang stets nur einen Ausschnitt darstellen. Jacques Brels späte Jahre in der Südsee werden ebenso ausgespart wie die diversen amourösen Liaisons, die parallel zu seiner Ehe stattfanden. Aber vor meinem geistigen Auge tritt er diverse Male auf, dieser junge Mann, wie er sich durch die Brüsseler Kneipen diskutiert und seinen künstlerischen Weg zu finden versucht. Und wie er später als etablierter Star 1968 an der Oper La Monnaie das Musical „Der Mann von La Mancha“ inszeniert. Mit sich selbst in der Hauptrolle und höchst gefeiert.

Völlig im Brel-Sentiment kehre ich zurück zum Place de la Vieille Halle aux Blés. Nachdem ich den Audioguide bei der Fondation Brel abgegeben habe, betrachte ich noch einmal die Statue des Sängers vor dem Haus. Jacques Brel war für seine besondere Physiognomie bekannt. Aber eine so hässliche Büste hat nun wirklich niemand verdient. Womöglich eine (nicht sonderlich subtile) Rache dafür, dass Jacques Brel doch meist woanders lebte als in Belgien. 

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Auf den Spuren von Jacques Brel, hier beim Restaurant Vincent.

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Kanal Centre Pompidou in Brüssel — von der Autogarage zur Kulturstätte

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Für mich gehören zum popkulturellen Leben unbedingt Offspaces, Freiräume sowie um- und zwischengenutzte Orte. Denn an diesen Locations kann ein frei- wie eigensinniger Geist besser wehen als an durch und durch fest interpretierten Stätten. In Hamburg denke ich da etwa an das Gängeviertel, die Viktoria-Kaserne, die gerade wieder in die Saison startenden Hallo Festspiele im Kraftwerk Bille sowie an die Zinnwerke in Wilhelmsburg und den Otzenbunker auf St. Pauli. Letztere kämpfen gerade auf ganz unterschiedlichen Ebenen um ihre Zukunft.

Während der ersten Tage unseres Arbeitswohnprojekts in Brüssel las ich von einem aktuell bespielten Ort im Transit — dem Kanal Centre Pompidou. Und so begebe ich mich von unserer belgischen Fabriketage in ein wesentlich größeres industrielles Ambiente. 

Kanal Centre Pompidou, Brussels, Bruxelles, Art, industrial, Citroën, Garage, Transformation, cultural, travelDas Kanal Centre Pompidou erstreckt sich auf gut 35.000 Quadratmetern in einer ehemaligen Citroën-Garage nordwestlich der City — malerisch rau gelegen am Kanal zwischen den Stadtteilen Schaerbeek, Laken und Molenbeek. Der französische Automobilhersteller nutzte die Hallen seit Mitte der 1930er-Jahre als Showroom sowie als Werkstätten. Ende 2017 schloss der Betrieb und die Region Brüssel kaufte das Areal für gut 20 Millionen Euro. 

Langfristiges Ziel ist es, das Gebäude in ein interaktives und multifunktionales Kulturzentrum umzugestalten. Mit einem Museum für zeitgenössische belgische Kunst, einem Architekturzentrum samt Bibliothek, zudem einem Theater sowie Platz für Tanz, Inszenierungen, Konzerte und großformatige Installationen sowie pädagogische Aktivitäten. 125 Millionen Euro möchte die Region Brüssel investieren. Die Eröffnung ist für das Jahr 2023 geplant. 

Allianz mit dem Centre Pompidou in Paris in der Diskussion

Kanal Centre Pompidou, Brussels, Bruxelles, Art, industrial, Citroën, Garage, Transformation, cultural, travelBevor im Sommer die Umbauarbeiten beginnen, hat die Region Brüssel eine Zwischennutzung installiert. Eine Interimsausstellung, eben das Kanal Centre Pompidou, das vom 5. Mai 2018 bis zum 10. Juni 2019 zugänglich ist. Zu sehen und zu erleben sind Performances, eine öffentliche Filmwerkstatt von Regisseur Michel Gondry sowie einige eigens für den Ort entstandene Arbeiten, unter anderem von belgischen Designern. Hauptsächlich zeigt die weitläufige Schau jedoch Werke, die aus dem Centre Pompidou in Paris entliehen sind. Daher der Name. Diese Allianz wird — zurecht, wie ich finde — heftig diskutiert. Wäre solch eine Transferphase doch eine spannende Chance für lokale und noch unbekannte Künstler, sich auszuprobieren. 

Andererseits finde ich es natürlich toll, dass die Regierung diese zentral gelegene Immobilie nicht für das nächste Shoppingzentrum oder Bürogebäude freigibt. Stattdessen wird Geld in die Hand genommen, um das historische Erbe des modernistischen Baus zu wahren und den Ort in eine Art offene Kulturstadt umzuwidmen. Zudem, so erfahre ich bei einer detaillierten Führung, bestehen zahlreiche Kooperationen in die Nachbarschaft und in die Stadt hinein, um die Bürger an der Entwicklung zu beteiligen. So existiert zum Beispiel ein Programm für Schulklassen im nahe gelegenen Molenbeek.

Das Kanal Centre Pompidou und die Spuren der Vergangenheit

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Mich fasziniert beim Eintreten in das Kanal Centre Pompidou direkt die Weite der Hallen. Und die Tatsache, dass nach dem Auszug von Citroën nichts renoviert wurde. Überall finden sich Spuren der einstigen Bestimmung dieses Ortes. Und im Eingangsbereich erinnert eine mechanische Skulptur von Jean Tinguely direkt an die industrielle Vergangenheit. Alle paar Minuten setzt sich ein schrottreife Ansammlung an Kuriositäten schnarrend und ächzend in Gang. 

Kanal Centre Pompidou, Brussels, Bruxelles, Art, industrial, Citroën, Garage, Transformation, cultural, travelKanal Centre Pompidou, Brussels, Bruxelles, Art, industrial, Citroën, Garage, Transformation, cultural, travelIch finde es äußerst gelungen, dass zahlreiche der Exponate so ausgewählt wurden, dass sie mit dem Gebäude korrespondieren. In einer der Hallen etwa stehen Werke des Minimalismus und Konstruktivismus in wechselvollem Verhältnis zu den Verstrebungen der tragenden Gerüste. So zum Beispiel „Fünf offene Würfel in Form eines Kreuzes“ des US-Amerikaners Sol LeWitt, dem Gründer der Konzeptkunst (1928-2007).

Andere Arbeiten im Kanal Centre Pompidou hinterfragen die Funktion von Architektur an sich. So wie „Pao II — A Dwelling for the Tokyo Nomad Woman“ der Japanerin Toyo Ito. Zwischen zwei Ebenen der Halle schwebt ein transparentes Zelt, das mit Basics wie Liege, Garderobe, Tisch und Stühlen möbliert ist. Ausgehend von den beengten Wohnverhältnissen in ihrer Heimat sowie der erhöhten Flexibilität einer globalisierten Menschheit regt die Künstlerin mit dieser Installation zum Nachdenken an, ob feste Behausungen überhaupt noch zeitgemäß seien. 

Kanal Centre Pompidou, Brussels, Bruxelles, Art, industrial, Citroën, Garage, Transformation, cultural, travelInteressant ist, dass im Kanal Centre Pompidou zahlreiche Skulpturen und viel Videokunst ausgestellt werden, jedoch keine Gemälde. Grund dafür ist schlicht und ergreifend, dass die Hallen größtenteils weder beheizt noch isoliert sind, so dass die Kunst sommerlicher Hitze ebenso standhalten muss wie winterlichem Frost. 

Sich verlieren und John Malkovich sein

Sehr gut gefällt mir das Motto, das in großen Lettern auf dem Faltplan des Kanal Centre Pompidou zu lesen ist: Perdez-Vous. Lose yourself. Ich liebe es in Brüssel ja ohnehin, mich bei meinen Stadtspaziergängen in den Straßen zu verlieren. Und nun werde ich in dieser Industrieanlage sogar noch explizit dazu aufgefordert. Sehr schön. So geht es Fahrbahnschrägen hinauf und hinunter sowie kreuz und quer über die Betonflächen. 

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Der Weg zu den ehemaligen Umkleiden der Angestellten ist kaum zu finden, geht es doch gebückt durch einen halb hohen Durchlass. Wie bei der siebeneinhalbten Etage im Film „Being John Malkovich“. Der Künstler Younes Baba-Ali — in Marokko geboren, heute zwischen Brüssel und Casablanca pendelnd — hat eine Installation geschaffen, die das frühere Leben in der spröden Garderobe auf geisterhafte Art nachhallen lässt.

Kanal Centre Pompidou, Brussels, Bruxelles, Art, industrial, Citroën, Garage, Transformation, cultural, travelEinige Türen der metallenen Spinde hat er mit Motoren versehen, so dass sie sich wie unsichtbar hin- und herbewegen.  Das Quietschen der alten Scharniere erzeugt einen dissonanten Singsang, der jedem Horrorfilm zugute käme. Eine tolle Auseinandersetzung mit dem kollektiven Gedächtnis  und der transformativen Dynamik des Ortes. 

Ein Architekturwettbewerb und Budgetüberschreitungen

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Die Verknüpfung der einstigen Auto-Garage mit der Kunst im Kanal Centre Pompidou symbolisiert eine Arbeit von Gabriel Orozco perfekt. Der mexikanische Konzeptkünstler hat  mit „La DS“ eine komprimierte Version eines Citroën geschaffen, womit er die Gesetze von Massenproduktion und Funktionalität kommentiert und ironisiert. 

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Im ehemaligen Citroën-Showroom wird ebenfalls der Architekturwettbewerb dokumentiert, den die Region Brüssel für die künftige Umgestaltung der Garage ausgeschrieben hatte.

Kanal Centre Pompidou, Brussels, Bruxelles, Art, industrial, Citroën, Garage, Transformation, cultural, travelZu sehen ist auch das Gewinnermodell mit dem Titel „Eine Bühne für Brüssel“, das von einem Zusammenschluss aus Brüsseler, Schweizer und Londoner Architekten eingereicht worden war. Der Siegerentwurf überschreitet das anvisierte Budget von 125 Millionen Euro bereits um 25 Millionen Euro. Kommt mir als Hamburgerin bekannt vor, derlei Kostensteigerungen bei Bauvorhaben. Ich bin jedenfalls gespannt, wie diese Kulturstadt aussehen wird, wenn sie fertig ist. Denn eines steht nach zwei Wochen in der belgischen Hauptstadt bereits fest: Da ich völlig zum Brüssel-Fan geworden bin, werde ich gewiss wiederkommen. 

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Brüssel, ein Zirkus mit Musik

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Die zweite Woche in Brüssel. Unser Arbeitswohnprojekt findet in seinen Rhythmus zwischen Schreibtisch und Stadtspaziergang. Allerdings sind wir kurzzeitig zu zweit, da Julia für ihren Blog Beautyjagd auf eine Rohstoffmesse nach Paris gereist ist. Matze  durchstreift derweil die ansässigen Weinläden und füllt den Kühlschrank mit verschiedensten Biersorten. Rein zu Forschungszwecken, versteht sich. Mit seinem Blog Chez Matze ist er auch auf Instagram präsent, wo er einige kulinarische Brüssel-Genüsse zeigt. Und ich führe meine musikalische Spurensuche fort. Unter anderem im Konzertsaal Cirque Royal. Doch dazu später mehr. Denn seinen Ausgang nimmt natürlich alles stets in unserem Domizil, einer Fabriketage im Viertel Schaerbeek. 

Cirque Royal, Koninklijk Circus, Brussels, Brüssel, Bruxelles, concerthall, concert, Rufus Wainwright, Rachel Eckroth, circus, theatre, beer, mug, tigerMittlerweile sind mir einige der unter uns probenden Musiker im verwinkelten Gängesystem unseres Hausflurs begegnet. Instrumente schleppend und Boxen schiebend. Ich hatte zwar Französisch in der Schule und an der Uni. Aber ohne Praxis. Weshalb ich nach einem ersten Bonjour meistens ins Englische wechsele. So auch im Gespräch mit den Nachbarn: „Ah, you are the band!“ Gegenfrage: „The band?“ 

In einer kurzen Plauderei erfahre ich, dass in unserer belgischen Factory nicht nur eine Band übt, sondern ein ganzes Kollektiv, bestehend aus mehreren Formationen. Das erklärt auch die wechselnden Sounds und Lautstärken die Woche hindurch. Montag zum Beispiel scheint eher ein krautrockiger Tag zu sein. Ich bin gespannt, welche Klänge und Konstellationen wir noch erleben werden. Unterdessen habe ich eine weitere Konzertstätte in der Nachbarschaft besucht. 

Der Cirque Royal in Brüssel: Plüschsessel für 3500 Gäste

Cirque Royal, Koninklijk Circus, Brussels, Brüssel, Bruxelles, concerthall, concert, Rufus Wainwright, Rachel Eckroth, circus, theatreGut zehn Minuten zu Fuß von uns liegt zwischen botanischem Garten und dem Parc des Bruxelles der Cirque Royal oder, auf Niederländisch, der Koninklijk Circus. Das 1878 eröffnete Gebäude fasst heute 3500 Leute in seinem vieleckigen Rund. In dem imposanten Theater mit seinen angemessen roten Plüschsesseln soll an diesem Abend Singer-Songwriter Rufus Wainwright spielen. Mit meinem Ensemble in Hamburg, den Octavers, singen wir seinen Song „One Man Guy“. Allein aufgrund dieser Verbundenheit musste ich mir am Vortag noch schnell ein Ticket für das Konzert kaufen. 

Den Cirque Royal, der in eine Häuserzeile integriert ist, muss ich kurz suchen, weshalb ich etwas abgehetzt auf meinem Platz oben im Saal auf einem der Balkone ankomme. In zehn Minuten soll Rachel Eckroth, Wainwrights Keyboarderin, mit dem Vorprogramm beginnen. Von Konzerten im Theaterkontext bin ich es in Hamburg gewohnt, dass zum Zeitpunkt des Beginns die Türen geschlossen werden. Doch siehe da: Die Stuhlreihen sind fast alle noch leer, obwohl das Konzert nahezu ausverkauft ist. Und so spielt Eckroth ihre eindringlichen Synthpop-Oden tapfer als Einlaufmusik für das Publikum. 

Illuminierter Himmel und New-York-Kulisse für Rufus Wainwright

Cirque Royal, Koninklijk Circus, Brussels, Brüssel, Bruxelles, concerthall, concert, Rufus Wainwright, Rachel Eckroth, circus, theatreZeit, den Cirque Royal in Ruhe auf mich wirken zu lassen. Die Kuppelkonstruktion erinnert mit seiner kreisrunden Auslassung in der Mitte ein wenig an das Pantheon in Rom. Ein beeindruckender Himmel. Unterschiedlich illuminiert scheint mal die Sonne aufzugehen, mal ein nächtliches Firmament zu leuchten. Sehr schön ist das. Und auch der Hauptakteur des Abends ist offensichtliche fasziniert von diesem Ambiente. Mit seinem Faible für Cabaret, Oper, Drama und Spektakel passt Rufus Wainwright nur zu gut in diese schillernde Location. 

Mit Zylinder auf dem Kopf betritt der Musiker die Bühne. Als Hommage an seine Heimatstadt hängt hinten an der Wand eine gemalte New-York-Kulisse. Mit seiner Band – zwei Mal Keyboard, Gitarre, Bass und Schlagzeug – spielt sich Rufus Wainwright in zwei Sets durch sein höchst abwechslungsreiches wie bewegendes Werk. Puristisch und opulent. Blues und Disco, Kammerpop und Orchestrales, Cineastisches und Zartes. Zwischen Flügel, Gitarre und Sologesang wechselnd. Crooner, Diva, Conférencier. Er feiere gut 30 Jahre Musikkarriere, erzählt er in charmant gebrochenem Französisch. Das Publikum, hingerissen.

Das Traurige, Weise, Fragile, Strahlende

Cirque Royal, Koninklijk Circus, Brussels, Brüssel, Bruxelles, concerthall, concert, Rufus Wainwright, Rachel Eckroth, circus, theatreDer Liederreigen reicht von älteren Songs wie dem elegischen „Barcelona“ bis zu brandaktuellen Stücken wie „Sword Of Damocles“, mit dem er sich explizit an US-Präsident Trump wendet. Umwerfend sind auch die Coverversionen, mit denen er sich vor seinen Heldinnen verneigt. Erstmals singt er eine Nummer von Serge Gainsbourg, die Wainwright derzeit für eine Jane-Birkin-Hommage einstudiert: „La Chanson de Prévert“. Völlig aufgewühlt, mitgenommen und begeistert hat mich seine Interpretation von Joni Mitchells „Both Sides Now“. Die gesamte wahrhaftige Kraft seiner Stimme kommt da zum Schwingen. Im Saal. In mir. Das Traurige, Weise, Fragile, Strahlende. 

Eine univserselle Musik für viele verschiedene Herzen. Links von mir sitzt ein älteres Paar, das Niederländisch redet, rechts von mir eine junge Frau, die Französisch spricht. Der Sound tönt fein, klar und komplex bis zu uns hoch oben auf dem Balkon. Der Abend endet mit „Imaginary Love“, „Going To A Town“ und dem Beatles-Cover „Across The Universe“. Auf meinem Heimweg vom Cirque Royal zu unserer Fabriketage singe ich „One Man Guy“ vor mich hin. Rufus Wainwright hatte den Song mehrstimmig mit Band intoniert. Einer von vielen magischen Momenten dieser Konzertnacht in Brüssel.

Am 13. April spielt Rufus Wainwright ein ausverkauftes Konzert auf Kampnagel in Hamburg.

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Der Sound der Stadt – Brüssel und das Botanique

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Seit einigen Tagen bin ich nun schon in Brüssel, wo ich mich mit zwei lange vertrauten Freunden zu einem Arbeitswohnprojekt zusammengefunden habe. Matze beschäftigt sich auf passionierte wie sachkundige, aber keineswegs elitäre Weise mit Wein, Bier und gastronomischen Genüssen aller Art. Julia schreibt seit fast neun Jahren höchst leidenschaftlich, klug und beeindruckend umfassend über Naturkosmetik rund um den Globus. Auf ihren Blogs Chez Matze und Beautyjagd haben sie bereits über unser Vorhaben geschrieben. Es geht darum, Zeit miteinander zu verbringen, sich auszutauschen und zu inspirieren. Und neue Impulse zu erhalten. Das beginnt bereits bei unserer Unterkunft. 

Factory, Project, Brüssel, Brussels, music, sound, Blogger, LifestyleJulia hat für uns eine umgebaute Fabriketage gefunden. Unser Gastgeber arbeitet als Ausstatter am Theater, weshalb das industrielle Ambiente eine ungeheure Weite atmet und zugleich anregend eingerichtet ist. Jeden Tag entdecken wir neue Details, die in die Wahrnehmung unserer Tage einfließen. Zeichnungen an den Wänden, Kunstbücher, kleine Skulpturen. 

Musikalische Spurensuche in Brüssel

Was mich besonders fasziniert: Solch ein Ort hat seinen ganz eigenen Sound. Und das ist in unserem Fall ganz wortwörtlich zu verstehen. Denn nicht nur das Plätschern in den frei liegenden Rohren oder das Quietschen der Türen birgt einen individuellen Klang. In der Etage unter uns probt ein Jazztrio. Und vor allem der Bass sorgt für eine angenehme rhythmische Grundierung. Ich überlege noch, ob ich mal hinunter gehe und frage, ob ich der Probe ein wenig beiwohnen darf. Oder ob ich einfach mein Kopfkino weiterlaufen lasse und mir ausmale, wer da unter uns wohl so musiziert. 

Factory, Project, Brüssel, Brussels, music, sound, Blogger, Lifestyle, Jazz, TrioVor zwei Tagen ist das Trio offenbar zu einem Auftritt aufgebrochen, weshalb der Eingang voller Instrumente lag. Wo haben sie wohl gespielt? Und wie heißt die Band überhaupt? Ich mag so eine Spurensuche sehr. Wenn sich reale Hinweise mit meiner Imagination vermischen. 

Überhaupt ist Brüssel mit seinem Mix aus Menschen und Einflüssen ein hervorragender Ort, um sich treiben zu lassen. Um an allen Ecken und Enden Impulse zu finden. Auch und vor allem in musikalischer Hinsicht. Ich habe mir vorgenommen, an dieser Stelle noch über einige der Clubs, Plattenläden und popkulturellen Orte zu schreiben, die ich bei meinen Spaziergängen durch die Stadt entdecke. Eine erste Konzert-Location habe ich bereits ganz konkret besucht. 

Der Konzertsaal in der Nachbarschaft: Botanique

Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Botanique, Concerts, Alice Merton, PopIn unmittelbarer Nachbarschaft zu unserer belgischen Factory liegt auf der Grenze zwischen den Stadtteilen Saint-Josse-ten-Noode und Schaerbeek das Botanique, auf Niederländisch Kruidtuin. Das Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert und diente dem umliegenden botanischen Garten einst als Orangerie. Das Thema Gewächshaus greift das Botanique, das seit 1984 ein Veranstaltungsort ist, charmant im Innern auf.

Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Botanique, Concerts, Alice Merton, Pop Brüssel, Brussels, Music, Clubs, Popculture, Botanique, Concerts, Elliott Smith, Walk of fame Nach Einlass und Garderobe wandeln die Ankömmlinge zunächst im Halbkreis um die markante Rotunde des Gebäudes herum. Pflanzen ranken über den Köpfen. Und zu den Füßen blühen die Künstler, die bereits im Botanique gespielt haben. Elliott Smith, Oasis, Cat Power — in Umrissen von Blüten stehen Namen und Daten ihrer Auftritte. Ein Flowerwalk of Fame. Schön. 

Mit dieser feinen Einstimmung gelangen die Gäste zu den eigentlichen Spielorten. Zu der 700 Leute fassenden Orangerie, der Rotonde für maximal 250 Personen, der im Keller liegenden Witloof Bar für 200 Menschen sowie einem Café, dem Bota, mit einer Bar für die Getränkeversorgung. Was mir das freundliche Tresenpersonal bei der Bestellung erst erklären muss: Die Bezahlung funktioniert nicht mit Bargeld, sondern mit Tokens — kleinen Silbermünzen, die es an eigens aufgehängten Automaten zu erstehen gilt. „Irgendwie doof für die Barleute wegen des Trinkgelds“, dachte ich noch bei mir, kaufte einen Token und bemerkte erst im Nachhinein, dass der Automat kein Rückgeld gibt. So gerät alles dann doch wieder in Balance. 

Popkulturelle Querverbindungen nach Hamburg

Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Botanique, Concerts, Alice Merton, PopIn der Rotonde spielt an diesem Abend Montevideo, eine Band aus Brüssel, ein Hybrid aus Indierock und Electropop. Ich biege jedoch in die Orangerie ab, um Alice Merton zu sehen. Eine junge Künstlerin aus Deutschland, die ich auf mehreren Ebenen spannend finde. Zum einen produziert sie Pop im allerbesten Sinne. Zum anderen steht sie mit ihrer selbst gegründeten Plattenfirma Paper Plane Records für Eigenständigkeit und Selbstverantwortung. 

Vor allem aber verkörpert Alice Merton eine große Internationalität. Die heute 25-Jährige ist in den USA sowie in Kanada aufgewachsen und lebt mittlerweile in Berlin. Aus den vielen Umzügen in ihrer Kindheit und Jugend resultiert auch ihr Hit „No Roots“, in dem sie über den Zustand des Nomadentums singt. Und auch ihre Bandmitglieder kommen aus verschiedenen Ländern, der Drummer aus Frankreich, der Gitarrist aus den USA und der Keyboarder aus Deutschland. 

Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Botanique, Concerts, Alice Merton, PopDas erste Mal live erlebt habe ich Alice Merton 2017 auf dem Reeperbahn Festival, wo sie für den Anchor Award für aufstrebende Poptalente nominiert war. Nun hat mich die Hamburger Agentur Community Promotion, die die Kommunikation um Alice Merton im deutschsprachigen Raum betreut, netter Weise hier in Brüssel auf die Gästeliste des Konzerts setzen lassen. Mir gefällt der Gedanke sehr gut, dass alles miteinander verbunden ist. Das Orte jeweils unbedingt anders und eigen sind, jedoch viele Fäden zwischen ihnen geknüpft werden. 

Alice Merton, die lebende Discokugel

Die Orangerie ist ein äußerst dankbarer Saal für Artists und Publikum, denn der Raum erstreckt sich entlang einer breiten Bühne. So entsteht schnell ein Gefühl von Nähe. Alice Merton präsentiert mit natürlicher Grandezza (und trotz Erkältung) Songs ihres Debütalbums „Mint“. Ihre Musik besitzt eine kraftvolle Leichtigkeit, getragen von Alice Mertons Stimme, die sie dunkel kehlig gerappt einsetzt und bis in einen dramatischen Sopran changieren lassen kann. „Honeymoon Heartbreak“, eine der wenigen Balladen, erinnert an eine geringer entschleunigte Lana Del Rey. Bei einem munteren wie komplex arrangierten Song wie „Funny Business“ muss ich kurz an eine tolle Künstlerin wie Lilly Allen denken. 

Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Botanique, Concerts, Alice Merton, Pop, Album, MintIhre Songs handeln weniger von Liebe, sondern vielmehr von ihrer persönlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren, erzählt Alice Merton. Und diese coole und durchaus feminine Stärke spiegelt sich auch in ihrem Outfit. Ihr schwarzer Catsuit ist mit einer mint-farbenen transparenten Schleppe versehen. Und mit Spiegelsteinen rund um die Taille, so dass Alice Merton je nach Lichteinfall zur lebenden Discokugel wird. 

Aufgrund ihrer Erkältung könne sie nicht so sehr umherhüpfen wie sonst, erklärt Alice Merton dann noch. Ich fühle mich jedoch gut aufgeladen nach meinem ersten Konzertbesuch hier in Brüssel und laufe beschwingt die wenigen Meter durch die Nacht nachhause. Zu unserer Fabriketage mit ihrem ganz eigenen Sound. 

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