Reeperbahn Festival Fazit 2024 — zwischen Cash und Crewlove

Reeperbahn Festival, Eingang, Heiligengeistfeld, Festival Village

Noch bin ich herzerfüllt vom Norden Festival in Schleswig, das ich vier Tage lang moderieren durfte. Und schon liegt das Reeperbahn Festival an. Das heißt: sehr viel Musik, sehr viele Menschen.  Für mich ist das jedes Jahr ein überbordender wie erfüllender Mix an Input, Inspiration und Austausch mit vertrauten, neuen und lieben Leuten. In Zahlen bedeutet das für 2024: 45.000 Musik-Fans erleben 480 Konzerte sowie 40 Lesungen, Live-Podcasts und Ausstellungen in vier Tagen und Nächten in Hamburg. Zudem 240 Programmpunkte bei der Konferenz mit 400 Speaker*innen aus 52 Nationen. Wow. Speaking of Reizüberflutung. Also erst einmal locker rein und bei bestem Wetter hin zum Festival Village auf dem Heiligengeistfeld auf St. Pauli. Was mir sofort auffällt: Es sind viele junge Leute am Start zwischen Bühnen und Flatstock-Posterausstellung, zwischen Skateboard-Halfpipe und 3D-Druck-Container. Das liegt unter anderem daran, dass die Jugendkultur-Konferenz TINCON mittlerweile an das Reeperbahn Festival angedockt ist. Ein kluger Zug.

Diskutiert die Branche doch aktuell intensiv die Frage: Wie lässt sich das junge Publikum nach der Erfahrungslücke der Pandemie-Jahre und in der aktuell herausfordernden Krisenlage wieder für Popkultur begeistern. Und zwar sowohl für den Besuch von Konzerten, Festivals und Club-Veranstaltungen, als auch für ein Berufsleben im Pop-Business. Beim Panel „Generationswechsel in der Musikbranche“ erzählt etwa Ralph Christoph, Gründer der c/o pop in Köln, wie sie ihre Convention nach Corona gezielt auf junge Menschen ausgerichtet haben. Und wie es auch schlichtweg die Aufgabe älterer Profis ist, engagierten Nachwuchs zu finden und diesen einzubinden. Es geht also darum, Know-how weiterzugeben und zugleich auf junge Perspektiven zu vertrauen.

Moonpools, Band, Basel, Shoegaze, Reeperbahn Festival, Spielbudenplatz, St. Pauli
Moonpools aus Basel beim Reeperbahn Festival auf dem Spielbudenplatz im Herzen von Hamburg, fotografiert von Biggy Pop, Titelbild von Robin Schmiedebach Photography

Wo steht die Branche und welche Aufgaben gilt es, in Zukunft anzugehen?

Die Themenpalette der Talks beim Reeperbahn Festival reicht von Nachhaltigkeit bis KI, von Machtmissbrauch in der Musikbranche bis zur Repräsentation von Menschen mit Migrationsgeschichte, von Resilienz im Pop bis zu politischem Engagement in Zeiten des Rechtsrucks. Eine tolle Bandbreite.

Ein starker Fokus liegt in diesem Jahr auf der übergreifenden Frage: Wo steht die Branche derzeit und welche Aufgaben gilt es, in Zukunft anzugehen? Diskussionsgrundlage ist dabei die zum Reeperbahn Festival frisch veröffentlichte Studie „Musikwirtschaft in Deutschland 2024“. Daher kommt das im Titel dieses Blogposts wegen der schönen Alliteration etwas salopp angekündigte „Cash“. Es geht also um Geld, Gewinne, Ökonomie, vor allem aber um die Lebensgrundlage von fast 156.000 Erwerbstätigen, die von der Popbranche leben. Also auch um: faire Bezahlung.

Laut der Musikwirtschaftsstudie sind die Umsätze von 2019 bis 2023 von 14,8 auf 17,4 Milliarden Euro gestiegen. Ein Zuwachs von 18 Prozent. Die Ergebnisse zeigen also erst einmal, dass die Musikbranche nicht nur ein kulturell wichtiger Faktor in der Gesellschaft ist, sondern auch ein ökonomischer. Beim Get-Together „Soundcheck Hamburg“ erklärt Kultursenator Carsten Brosda allerdings auch, dass die Erlöse innerhalb der Branche gerechter verteilt werden müssen. Sodass das Geld auch tatsächlich bei den Musikschaffenden ankommt. Das heißt: die Zahlen sehen nicht für alle gleichermaßen so rosig aus, wie auf den ersten Blick vermuten lässt.

Deep Dive in die Studie „Musikwirtschaft in Deutschland 2024“

In dem Panel „Alles ist Zahl“, das ich auf dem Reeperbahn Festival moderiere, machen wir mit einer toll besetzen Runde noch einmal einen Deep Dive hinein in die Studie. Birgit Böcher vom Verband Deutscher Musikverlage und Georg Sobbe vom Bundesverband der Musikindustrie betonen, wie wichtig diese Zahlen sind, um sich auch gegenüber der Politik als einflussreiche Größe zu positionieren. Christian Gerlach von der Veranstaltungsagentur Neuland und Musikmanagerin Tina Krug (Honey & Spice) geben spannende Einblicke in ein immer zahlengetriebeneres Arbeiten – von der Streaming-Analyse bis zu Ticketverkäufen. Ihre Devise: Zahlen für die eigenen Strategien nutzen. Aber zugleich Ruhe bewahren. Und vor allem an die Artists und ihre Entwicklung glauben.

Der Tenor insgesamt: Durch Corona ist der Branche der Wert valider Zahlen noch einmal bewusster geworden. Zum Beispiel wenn es um die Legitimierung von Förderungen geht. Und die Musikwirtschaft ist insgesamt enger zusammengerückt. Der große Wunsch ist daher, nicht zu dem Hauen und Stechen der vorpandemischen Jahre zurückzukehren. Sondern: Trotz Preisdruck und Inflation in und zwischen den Teilbereichen vom Instrumentenhandel bis zu Recorded Music besser zu kooperieren und zu kommunizieren.

Pip Blom, Band, Niederlande, Molotow, Reeperbahn Festival, Indie, Rock, Pop
Das letzte Reeperbahn Festival am Nobistor-Standort des Molotow: Pip Blom im Backyard

Keychange-Studie zur Geschlechtergerechtigkeit stimmt nachdenklich

Und noch eine wichtige Umfrage wird im Zuge des Reeperbahn Festivals veröffentlicht: die dritte Keychange-Marktforschungsstudie zur Geschlechtervielfalt im deutschen Musikmarkt. Die Ergebnisse stimmen nachdenklich: FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter-, Trans- & Agender) glauben noch nicht an eine Chancengleichheit in der Branche. „Die befragten Akteur*innen bewerten die Situation weiterhin überwiegend kritisch, zum Teil sogar kritischer als bei der Studie vor drei Jahren“, erklärt die Initiative Keychange, die sich seit Jahren für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Popindustrie einsetzt.

Ein weiteres Resultat: „In Bezug auf gesundheitliche Themen wie Menstruation und Menopause ergab die Studie, dass knapp vier von zehn der Befragten Einschränkungen in ihrem Berufsleben wahrnehmen, in den meisten Unternehmen aber nicht offen darüber gesprochen wird.“ Ich sag mal so: Luft nach oben.

Konzerte von Bibi Club bis Pip Blom, von Moonpools bis Beth McCarthy

Wo Keychange allerdings bereits sicht- und hörbare Erfolge zu verzeichnen hat, ist die Repräsentation von FLINTA*-Personen auf den Bühnen. Beim Reeperbahn Festival 2024 erlebe ich, ohne es bewusst geplant zu haben, fast ausschließlich Bands, in denen mindestens eine Frau am Start ist. Bibi Club aus Kanada mit ihren Indie-Pop-Oden zwischen Schreddern und Schwelgen. Soffie mit starker Stimme, klarer Haltung und ihrer Utopie „Frühling“. Pip Blom aus den Niederlanden, die nachmittags charmant wie impulsiv in den Molotow-Backyard hineinkrachen. Die Schweizer Shoegaze-Gruppe Moonpools, die druckvoll verträumt den Sonnenuntergang auf dem Spielbudenplatz verstärkt. Die immer wundervoller werdenden Willow Parlo aus Hamburg mit ihrem hypnotischen Dreampop. Oder die höchst show-agile und für den Anchor Award nominierte Beth McCarthy, die mal eben sämtliche Pop-Personas von Avril Lavigne über Pink bis Miley Cyrus in sich vereint und zu etwas Eigenem überhöht.

Das Reeperbahn Festival ist für mich besonders spannend, wenn ich neue Ideen und leidenschaftliche kritische, kluge Menschen kennenlernen kann. Sehr anregend ist zum Beispiel das Panel „Collective Empowerment – von feministischen Musikkollektiven lernen“. Eyob Öder vom Berliner DJ-Kollektiv xcuse:u und Yung Womb von der Hamburger Slic Unit erzählen von ihrem Engagement zwischen Passion und Professionalisierung, zwischen steigenden Preisen und Solidarität, zwischen Clubsterben und eigenen Safe Spaces.

Panel „Wo ist die Crewlove?“ zur Lage von Selbstständigen

Der Wunsch nach Gemeinschaft äußerst sich auch sehr stark auf dem zweiten Panel, das ich auf dem Reeperbahn Festival moderiere. Unter dem Titel „Wo ist die Crewlove?“ rede ich mit tollen Expert*innen über die Lage von Selbstständigen in der Musikbranche. Marcus Pohl, Gründer der Produktionsfirma Artist Alliances, setzt stark darauf, Kompetenz und Selbstbewusstsein der Freelancer*innen in Sachen Preiskalkulation und Verhandlungen zu erhöhen. Sein Credo: nicht um wortwörtlich jeden Preis jeden Job annehmen. Johannes Everke vom Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft fordert mehr Rechtssicherheit seitens der Politik für die Arbeit von Freien.

Eine Möglichkeit für mehr Crewlove und Absicherung möchte Tontechniker Timo Bittner bieten. Mit „viele“ gründet er derzeit eine Genossenschaft, die Technikschaffende fest anstellt. Das soll Entlastung bieten in Sachen Administration und Lohndumping verhindern. Musikerin und Labelbetreiberin Lina Holzrichter wiederum stellt das Artist-Netzwerk D-Popkultur vor, das freien Musiker*innen eine stärkere kollektive Stimme verleiht.

Korea, Reception, Reeperbahn Festival, Fried Chicken, K-Pop, Brochures, Cola
Korean Reception vorm Mojo Café beim Reeperbahn Festival

Receptions, Receptions, Receptions vom Hamburg-Haus bis nach Korea

Das Reeperbahn Festival bietet ganz unterschiedliche Ebenen, um sich mit der Musikwelt zu verbinden. Im Hamburg-Haus, das dieses Jahr im Häkken mitten auf dem Kiez beheimatet ist, präsentiert etwa die feine Agentur Backseat ihr Portfolio mit den famosen Musikerinnen Ami Warning und Betti Kruse. Bei strahlender Sonne wiederum tauche ich ein in die wundervolle Diversity-Crowd von RockCity Hamburg. Gemeinsam mit Carsten Brosda schauen sie auf ihre Aktivitäten der vergangenen Monate zurück und geben einen Ausblick auf die Konferenz Operation Ton Ende Oktober 2024. Ich gucke auch beim frühabendlichen Brunch des bayerischen Popverbands vorbei. Und beim „S(ch)nacken mit der Initiative Musik“ geht es dann auf Bundesebene weiter.

450 Acts aus mehr als 30 Nationen treten beim Reeperbahn Festival mit Konzerten in 80 Spielstätten auf. Und diverse Länder richten mit ihren Export-Büros für Musik eigene Receptions aus. Ich besuche seit Jahren auf jeden Fall den koreanischen Empfang, den die Organisationen Mu:con und Kocca gemeinsam mit der Hamburger Agentur Pop up ausrichten. Sehr ausführlich tausche ich mich da aus über eines meiner Lieblingsthemen: K-Pop und K-Culture.

Das neue Musik Treffen Hamburg versammelt die Szene vor der Komet Bar

Neu in diesem Jahr: die Alternativ-Veranstaltung Musik Treffen Hamburg, bei der sich die hiesige Szene und Subkultur in Clubs präsentiert, die nicht am Reeperbahn Festival teilnehmen. Von der Hedi übers Hafenklang bis zum Pudel. Der Empfang des Musik Treffen Hamburg vor der Komet Bar gerät zum freundlichen Who is who vieler toller Personen, die das Musikleben der Stadt am Laufen halten. Allerdings haben Die-Hard-Musikfans auch schon angemerkt, wie schade es ist, dass sie die Konzerte des Musik Treffen Hamburg nicht besuchen können, da sie bereits einen Reeperbahn-Festival-Pass haben. Und zu viel sei eben zu viel. Nächstes Jahr soll es eine Fortsetzung geben. Es bleibt also interessant.

Und sonst? Der an das Reeperbahn Festival angedockte extra Irrsinn: Linkin Park veranstalten mit ihrem Label Warner mal eben eine Drohnen-Show über dem Kiez, um auf ihr neues Album hinzuweisen. Und K.I.Z. starten kurzfristig am Millerntor den Vorverkauf für ihr „Nur für Frauen“-Konzert und sorgen für die wohl längste Schlange bei diesem Festival.

Von Powerhouse Alli Neumann bis Spirit Animal Kate Nash

Zudem drei bis fünf besonders schöne Ereignisse: Charisma-Powerhouse Alli Neumann erhält den Keychange-Inspiration-Award. Und sie spielt im Rahmen des Reeperbahn Festivals in der Elbphilharmonie. Die grandiose Uche Yara, die ich beim Reeperbahn Festival 2023 für mich entdeckt habe, gewinnt den VUT Indie Award als beste Newcomerin. Und Kate Nash ist mittlerweile so etwas wie das Spirit Animal des Reeperbahn Festivals. Am Samstag gibt sie direkt zwei Konzerte. Inklusive Bad in der Menge auf dem Spielbudenplatz und Dirty-Dancing-Einlage in der Großen Freiheit.

Ich muss mich jetzt erst einmal ausruhen, all die Musik und all die Eindrücke wirken lassen und verbleibe inspiriert sowie gelassen mit Lyrics der hinreißenden Betti Kruse: „Alles hat seine Zeit / Und seinen Beat“.

Audiovisuelle Eindrücke vom Reeperbahn Festival 2024 gibt es in meinen Highlights auf Instagram 

Biggy Pop bei Facebook

Die lieben Kolleg*innen:

Stets empfehlenswert sind die Artikel und der Content der super sympathischen Menschen von Musicspots, zum Beispiel auf Instagram

Immer wieder begegne ich auf dem Reeperbahn Festival auch Anke vom Blog Nimmst du mich mit, schaut doch mal bei ihr vorbei

Das Hamburger Abendblatt, allen voran mein lieber Kollege Tino, hat auf dem Reeperbahn Festival einen Pop-up-Podcast-Container bespielt und tolle Interviews mit Menschen aus der Branche geführt

Data & Pop: Wie ESNS europäische Talente auf dem Radar hat

Wet Leg, UK, Band, Indierock, Portrait, gras, ESNS Exchange

In Kooperation mit ESNS //„Take up space / without pressure / without shame“, erklärt die Chemnitzer Band Power Plush in ihrer Single „Utopia“ zu sachte driftendem Indiepop. Ein Song wie eine wunderbar wattige Wolke. Das Quartett gehört zu den mehr als 350 europäischen Acts, die beim diesjährigen Festival Eurosonic Norderslaag, kurz ESNS, Raum einnehmen werden. Ob nun mit sattem Druck oder mit softer Wirkmacht. Nach zwei Pandemie-bedingt digitalen Ausgaben finden Showcase-Event und Konferenz nun wieder vor Ort im niederländischen Groningen statt. Und zwar vom 18. bis 21. Januar 2023. Besonders spannend finde ich, wie das Organisationsteam rund um das Festival einen Kosmos für europäische Newcomer*innen geschaffen hat. In einem Blogpost habe ich vor einigen Wochen bereits über das Förderprogramm ESNS Exchange und die Ergebnisse des Jahres 2022 geschrieben. Die Plattform ESNS Radar wiederum fokussiert sich nicht auf Booking-Erfolge, sondern auf Airplay und Streaming. 

Power Plush, Band, Chemnitz, Indie, ESNS, Initiative Musik
Die Band Power Plush, fotografiert von Janine Kühn (Titelbild: Wet Leg, fotografiert von Hollie Fernando).

Charts-Formate, die aufstrebende europäische Talente in den Fokus rücken

Ob es nun Segen oder Fluch ist: Datenauswertung gehört seit langem essentiell zur Musikbranche. Und mit ESNS Radar legt das Festival verschiedene Charts-Formate vor, die aufstrebende Talente in den Mittelpunkt rücken.

Zwar lässt sich auch ein allgemeines Ranking europäischer Stars abrufen, an deren Spitze solche Dauerbrenner wie David Guetta und Harry Styles stehen. Doch ESNS Radar wertet Radio- und Streaming-Präsenz eben nicht nur nach absolutem Erfolg aus, sondern vor allem nach Potential. Die Emerging Artists Charts von ESNS Radar enthalten Künstler*innen, die ihre erste Single in den letzten 36 Monaten veröffentlicht haben. Zusätzlich gibt es — noch mehr auf das Festival zugeschnitten — die ESNS Artists Charts. Darin enthalten sind Bands und Soloartists, die in den vergangenen drei Jahren beim Eurosonic Norderslaag aufgetreten sind. 

Auf dieser Grundlage analysiert ESNS Radar die Reichweite innerhalb von 62 Radiosendern in 41 europäischen Ländern. Kombiniert werden diese Ergebnisse mit Streaming-Positionen aus Spotify- und YouTube-Ländercharts. In Deutschland sind unter anderem die Jugendwellen N-Joy, Das Ding vom SWR sowie WDR 1Live in der Datenauswertung enthalten. Der Clou: Alle auf ESNS Radar präsentierten Charts sind grenzüberschreitend. Das heißt: Die Analyse konzentriert sich auf die Wirkung, die die Künstler*innen außerhalb ihrer Heimatländer erzielen. Es geht also letztlich darum, herauszukommen aus der eigenen Bubble. 

Von Armenien bis Irland, von Rosa Linn bis Cian Ducrot

Entwickelt wurde dieses Charts-Tool von ESNS in Partnerschaft mit Creative Europe, dem kulturellen Förderprogramm der Europäischen Union. Betrieben wird ESNS Radar wiederum von dem Unternehmen SoundCharts, das auf umfassende Datenauswertung in der Musikbranche spezialisiert ist. 

ESNS Radar, Charts, Data, Analyse, Tool, Pop, Business, Newcomer

 

Momentan führt die Singer-Songwriterin Rosa Linn die Emerging Artists Charts mit ihrem Folk-inspirierten Song „Snap“ an. Mit der Nummer war sie 2022 für ihr Heimatland Armenien beim Eurovision Song Contest in Turin angetreten. Nummer eins in den ESNS Artists Charts ist derzeit der irische Musiker Cian Ducrot, der seinen Durchbruch via TikTok erlebte. Auf der Webseite von ESNS Radar kann man sich nicht nur das Video zu seiner eindringlichen Piano-Hymne „I’ll Be Waiting For You“ ansehen. Aufgelistet sind zudem die „active markets“. Also jene Länder, in denen seine Musik gerade verstärkt rotiert. Bei Cian Ducrot sind das vor allem West- und Nordeuropa. Eine interessante Übersicht, um Trends zu erkennen. 

Power Plush und 16 weitere Acts reisen mit der Initiative Musik zum ESNS

Noch ist ein famoser Act wie Power Plush nicht in diesen nachwuchs-orientierten Charts vertreten. Aber die Band gehört zu den 17 deutschen Acts, die die Initiative Musik nach Groningen schickt. Ebenso mit von der Partie: Albertine Sarges, Albi X, anaïs, Bulgarian Cartrader, Donkey Kid, Flying Moon In Space, Gewalt, Jembaa Groove, Klangphonics, Leepa, M. Byrd, Public Display Of Affection, Schmyt und Stockdale. Zudem freue ich mich sehr, dass ich Bilbao aus Hamburg in dieser vielfältigen Auswahl entdeckt habe. 2022 habe ich mit dieser tollen Band für die Bio zu ihrem Debütalbum Shake Well zusammengearbeitet. Und mit dabei ist auch der experimentelle Musiker Zouj, den ich für das Projekt „Mein Beitrag“ hier auf Biggy Pop Blog porträtiert habe.

Und wer nicht die Gelegenheit hat, nach Groningen zu reisen: Am 21. Januar präsentiert der Hamburger Konzertveranstalter FKP Scorpio ausgesuchte ESNS-Acts im Molotow auf St. Pauli. Unter dem Namen: Mucke bei die Fische. Nicht Butter. Aber da fallen mir direkt die schönen Zeilen der britischen Band Wet Leg ein, die derzeit sowohl in den ESNS Artists Charts  gelistet ist als auch in den allgemeinen europäischen Emerging Artists Charts. In ihrem Song „Chaise Longue“ heißt es: „Is your muffin buttered? / Would you like us to assign someone to butter your muffin? / Excuse me (what?)“. Ob Charts oder nicht — das macht schlichtweg Spaß.

Biggy Pop on Instagram 

Biggy Pop on Facebook

Follow my blog with Bloglovin 

Eurosonic, Musikfestival, Groningen, Logo, ESNS Exchange

Korea Spotlight at Reeperbahn Festival: „K-pop is wide and diverse“

Drippin, Boyband, Band, Korea, KOCCA, Reeperbahn Festival, Opening

This week, Reeperbahn Festival is happening in Hamburg for the 16th time. Even though it’s the second COVID edition, 25.000 music fans will be able to get together in Hamburg, Germany — including around 1500 delegates. During this four days and nights they will be able to experience live performances from 250 acts as well as talks, art and movies. Since I’ve been following K-pop and K-drama for a while now, I am excited that Korea is this years’ partner country of Reeperbahn Festival. The timing seems to fit perfectly. Since the Korean thanksgiving Chuseok, one of the most important traditional holidays, is celebrated this week. And since Korea’s pop music export number one, BTS, just spoke in front of the United Nations General Assembly on Monday. Shining the light once again on the soft power of hallyu, the Korean wave.

Korea at Reeperbahn Festival — from electro to indie rock

The Korea Spotlight at Reeperbahn Festival presents nine bands and artists, who demonstrate the wide range of Korean pop culture. From electro and avantgarde to folk, indie rock and hip hop. Unfortunately due to the ongoing pandemic, all the Korean acts — Bosudong Cooler, Bryn, CHIMMI, Drippin, hyangni, Idiotape, Kim Sawol, Wedance and THAMA — can only be seen in a streaming event. But I am very happy that I’ve been able to interview Hokyoung Lee, project manager at the Music & Fashion Industry Team of KOCCA, the Korea Creative Content Agency.

Hokyoung Lee, project manager, Music & Fashion Industry Team, KOCCA, Korea Creative Content Agency
Hokyoung Lee, project manager at KOCCA – pic by Hokyoung Lee.

KOCCA teamed up with Reeperbahn Festival to build a long-term partnership. The Korea Creative Content Agency is a public institution under the Ministry of Culture, Sports and Tourism and was established in 2009 to promote Korea’s popular culture industry such as music, fashion and drama. KOCCA’s Music & Fashion Industry Team provides various support for the development of the Korean music industry, from discovering new musicians to holding events such as MU:CON, Korea’s premier music showcase festival and conference. And they are facilitating the attendance of artists at overseas events such as Reeperbahn Festival.

In 2014 KOCCA moved from Seoul to Naju in Korea’s south. In addition to this headquarter the agency operates five offices in Seoul and the surrounding metropolitan area, one office in Daejeon, and six international business centers around the world. Of particular note is the KOCCA European Business Center which opened in Paris, France in 2019. Hokyoung Lee and I talked about music export and collaborations, the interpretation of K-pop and the hope for bands to travel normally again soon.

For how long have you been cooperating with Reeperbahn Festival and why is the festival especially interesting for KOCCA to promote Korean pop culture?

KOCCA started participating at the Reeperbahn Festival for the first time in 2017, this year it will be the 5th Korean Spotlight at Reeperbahn. The Reeperbahn Festival is considered a special opportunity where you can meet music industry officials from all over the world in one place. This is an opportunity to showcase our artists in front of people who would not usually get to see them here in Korea. Additionally, KOCCA holds the showcase and conference festival MU:CON in Seoul every fall. This year’s MU:CON will be held from September 30th to October 2nd. And the Reeperbahn Festival is viewed as an important partner festival for MU:CON. There is a good synergy that has been created over the years between us.

Korea, musician, rapper, female, hip hop, Show me the money, Bryn, Reeperbahn Festival, K-Pop
With her unique rap flow she convinced many viewers of Korean’s rap competition TV show „Show me the money“: Bryn – pic by kimharu Sulchong.

Which other cooporations does KOCCA maintain within the German music market?

KOCCA is looking for partners in Germany and the global market that can collaborate in various ways to promote Korean artists to Germany and to introduce German artists to Korea. Last year, I was introduced to Initiative Music, an organization that plays a similar role as KOCCA in Germany through the Reeperbahn Festival, and I was able to invite KIDSØ, a German producer duo, to our MU:CON showcase festival. KOCCA is open to all kinds of collaboration, so please keep an eye on what we are doing and do not hesitate to contact us at any time.

With a lot of focus on K-pop, especially on BTS and their label Big Hit Music / Hype with its innovative marketing strategies: Does this segment of Korean music outshine other acts and genres or is it easier to place indie artists in this stream of global attention?

The definition of K-pop varies depending on the interpreter. But in recent years, K-pop, led by BTS, has achieved great success. And at the same time, they have established themselves as the main faces of K-pop in the global market. However, what I want to say is that K-pop music that actually exists in Korea is much wider and more diverse than K-pop that is recognized overseas. One of the ultimate goals of KOCCA is to continue to introduce this new K-pop music to the world. The kind of K-pop which KOCCA will introduce in the future could be anything from the new face of global K-pop to an entirely new genre of music. Please keep an eye out to see which direction K-pop will develop and evolve towards in the future.

Korea, pop music, Lee Jeehyang, Lee Junkyu, hyangni, Seoul
Lee Jeehyang and Lee Junkyu aka hyangni from Seoul produce an ultra relaxed and complex pop sound – pic by Jonathan Jacobson.

What does it mean for KOCCA, that Korea is this years’ partner country of Reeperbahn Festival?

First of all, I would like to express my gratitude to the Reeperbahn Festival for inviting Korea to be the focus country this year. It is of great significance for KOCCA to be taking part to promote Korea as the host country at the Reeperbahn Festival. Over the past decade, Korea has knocked on the door of numerous global markets and achieved unexpected growth and results. Participation at the Reeperbahn is the first step toward the next decade of Korean music. I would like to ask you to look forward to the new faces that will be introduced by KOCCA who undoubtedly go on to achieve even greater success in the global market.

At Reeperbahn Festival 2021, there are nine Korean acts performing via stream. How did KOCCA select these artists?

The artists were selected by both KOCCA and the representatives from the Reeperbahn Festival. THAMA and hyangni were chosen to participate at Reeperbahn from the artists showcased at MU:CON in the fall of 2020. The remaining seven acts were selected from around 50 artists who applied to perform at Reeperbahn. Each application went through an evaluation process conducted by both KOCCA and Reeperbahn.

Korea, Duo, Wedance, pop, dance
Step out of your comfort zone and onto the dance floor: the duo Wedance moves you with their hypnotic groovy tracks – pic by Kai Oh.

I am confident that the nine artists we are presenting this year are promising acts that already have a strong musical foundation here in Korea. And they have been recognized for their potential to expand into the European market. Their showcases can be viewed online and offline at the festival. There will be an offline broadcast of our showcase at the Spielbude stage on the 25th from 13.30 to 15:00. We also have a networking event on the Spatial Chat system for delegates at 12:00 on the 23rd where not only will you have a chance to watch the videos, but also to network with the artists‘ managers as well. Additionally the artist’s videos will be available on demand through the Reeperbahn official website throughout the duration of the festival.

Drippin, Boyband, Band, Korea, KOCCA, K-Pop
Cool and candy colored pop music: the boyband Drippin is part of the opening show of Reeperbahn Festival – pic by Kim Young Bae.

What kind of experiences did Korean bands previously make at Reeperbahn Festival and did it help them to get established in the European market?

Around 40 acts have participated in the Reeperbahn Festival over the last five years. They have achieved both small and great results over that time thanks to the many opportunities provided by the Reeperbahn Festival. The opportunity to showcase in front of so many local and global business professionals as well as taking part in extra events such as the Berlin networking sessions have proved to be invaluable. One regrettable thing is that we have not been able to go visit Hamburg in person for the last few years because of COVID-19. So we have not been able to meet our local partners in person. I hope the situation will ease as soon as possible so we can once again take our artists to showcase in Germany. 

Follow my blog with Bloglovin 

Biggy Pop on Instagram 

Biggy Pop on Facebook

In case you are new to this blog:

My name is Birgit Reuther aka Biggy Pop. I am a freelance journalist specializing in pop culture. I am writing for the newspaper Hamburger Abendblatt. And I can be heard on the airwaves, presenting a talk and music show called Nachtclub Überpop for the public radio station NDR. I am writing press and B2B texts for record labels, bands, and pop institutions. And I am hosting a show at Hamburg’s music club Knust called Knust Guesthouse, where experienced acts and talents perform together and talk about their art. As Biggy Pop, I am publishing this blog about the music scene of Hamburg up to international pop phenomena. And I have a regular gig (beyond Covid) as a DJ on the Frau Hedi, a riverboat music club on the Elbe.

WBM — belgische Popförderung, angesagte Bands und europäischer Geist

Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Botanique, Concerts, Pop, Brussels, Botanical garden, tulipe, French music scene, WBM , Wallonie Bruxelles Musique

Ein Aspekt, den ich bei unserem Arbeitswohnprojekt in Brüssel besonders schätze: Dass ein europäischer Geist, Vibe und Buzz besonders stark zu spüren ist. Das liegt weniger an der Nähe zum europäischen Parlament.

European Parliament, Brussels, Parc Leopold, sculpture, ostrich, Belgium, European Quarter
Das Europaparlament mit Vogelstraußskulptur davor.

Vielmehr sind es all die unterschiedlichen Impulse, die in der Mitte Europas zu spüren sind. Auf der Achse zwischen Skandinavien und Spanien sowie zwischen Großbritannien und Osteuropa. In den Straßen und Bahnen sind nicht nur die beiden offiziellen Sprachen Brüssels zu hören, also Französisch und Niederländisch plus diverse Dialekte. Deutsch, Polnisch, Englisch, Arabisch, afrikanische Sprachen, Spanisch, Italienisch, Türkisch und alles, was die bunt zusammengesetzte Bevölkerung sonst noch an verbalen Backgrounds mitbringt, fügt sich zu einer klangvollen akustischen Collage. 

Signifikantes Symbol für diese Vielstimmigkeit Brüssels ist die Skulptur Pasionaria. Der Künstler Emilio Lopez-Menchero installierte 2006 ein überdimensionales Megafon nahe des belebten Gare du Midi, das allen Migranten der Stadt gewidmet ist. Vorbeikommende sollen die kleine Treppe emporsteigen und in den Trichter all ihr Glück und ihre Sorgen hineinrufen. So verbinde sich das Individuum mit dem öffentlichen Raum. Und die Worte mischen sich mit dem starken Verkehr auf der Kreuzung von Avenue Stalingrad und Boulevard du Midi. 

Pasionaria, Brussels, megaphone, art, sculpture, Avenue Stalingrad, Belgium, soundÄußerst inspirierend finde ich, dass all diese verschiedenen Einflüsse stark in der Popmusikszene Brüssels und Belgiens widerhallen. In meinem Blogpost über das Konzert des Rappers Tawsen habe ich solche stilistischen Verquickungen bereits geschildert. 

Von Hamburg nach Brüssel, von Factory 92 zu WBM

Eine Agentur, die zuhause in Hamburg sehr intensiv europäisch vernetzt arbeitet, ist Factory92. Ein hochgradig musikaffines Team von zehn Leuten ist darauf spezialisiert, europaweite PR- und Marketingkampagnen in der Popbranche zu organisieren. Bands aus anderen Ländern hilft Factory92, in Österreich, der Schweiz und Deutschland Konzerte zu spielen und auf dem deutschsprachigen Markt Fuß zu fassen. Die Agentur kooperiert zudem mit renommierten Festivals wie dem Sziget in Budapest und dem Roskilde bei Kopenhagen.

Als die Factory92-Chefs Jan Clausen und Christian Holl Buhl mitbekamen, dass ich einige Wochen in Brüssel verbringe, fragten sie direkt, ob sie mir Gesprächspartner vor Ort vermitteln sollen. Ein Angebot, dass ich sehr gerne wahrnehme. Und so fahre ich von unserem Viertel Schaerbeek mit der Straßenbahn 93 gut 20 Minuten in den Stadtteil Ixelles.

Am Place Flagey treffe ich Julien Fournier, seines Zeichens Direktor von Wallonie-Bruxelles Musiques, kurz WBM. Das dort ansässige Musikexportbüro versorgt Popkünstler mit den strukturellen und finanziellen Mitteln, um international erfolgreich zu werden. Bands mit Potenzial reisen mit WBM zum Beispiel zum Reeperbahn Festival nach Hamburg oder zum Eurosonic nach Groningen, um sich bei Showcases zu präsentieren.

Popförderung in Belgien zwischen Brüssel, Wallonie und Flandern

Pop, Export office, Wallonie Bruxelles Musique, Brussels, Music, Julien FournierBeim Mittagessen erklärt Julien, dass nicht nur Belgien, sondern auch dessen Popförderstruktur in zwei Hälften geteilt ist. Entsprechend der Demographie kümmert sich Flandern im Norden primär um niederländischsprachige Acts. Die Wallonie im Süden Belgiens, die Julien mit seinem fünfköpfigen Team vertritt, ist fokussiert auf französischsprachige Musiker. Künstler wiederum, die in der Region Brüssel leben, können theoretisch von beiden Seiten Unterstützung erhalten. In der Regel entscheiden sie sich aber früher oder später für WBM oder das das flämische Pendant, das Flanders Arts Institute.

Da Belgien mit seinen rund 11.5 Millionen Einwohnern ohnehin kein gerade großes Land ist, treten Bands im Ausland unter der Dachmarke „Belgium Booms“ auf, erzählt Julien. Das ist durchaus sinnvoll. „Aus Nordrhein-Westfalen“ oder „aus Rheinland-Pfalz“ — mit solchen Labels würde das deutsche Exportbüro, die Initiative Musik, ihre Bands bei einem internationalem Festival wie etwa der SX/SW in Texas wohl auch nicht zwingend anpreisen.

Paris als Instanz für französischsprachigen Pop

Für das Exportbüro Wallonie und Brüssel sei eine der Herausforderungen, erfahre ich, sich ins Verhältnis zu setzen zum großen Popmusiknachbarn Frankreich. Momentan erlebe französischsprachiger Hiphop in Belgien einen Boom. Allerdings fungiere Paris wie eine Instanz, die ein Qualitätsgütesiegel für französischsprachige Musik vergibt. Sprich: Wer es in diesem Segment wirklich zu etwas bringen möchte, muss es erst in der französischen Hauptstadt schaffen und sich beim dortigen Publikum einen Namen machen.

Um sich eigenständiger zu positionieren, möchte sich Julien mit WBM stärker auf belgische Acts konzentrieren, die weird und edgy sind. Die Ecken und Kanten haben. Die lieber verschlungene Pfade beschreiten, als mit ihrem Sound mitten über die breite kommerzielle Straßen zu brettern.

Belgische Acts, auf die zu achten ist: Blu Samu, Juicy und Namdose

WBM setzt beispielsweise auf Blu Samu, eine junge belgische Rapperin mit portugiesischen Wurzeln, die in ihren Lyrics Englisch und Französisch kombiniert. Julien empfiehlt zudem das Duo Juicy, zwei junge Frauen, die mit Keyboards und Gitarre eine cool groovende Liaison aus Pop und R’n’B erzeugen. 

Band, Namdose, Brussels, Vendome, Belgium, France, Pop, WBM, BRNS, Ropoporose
Namdose, fotografiert von Manou Milon.

Äußerst umtriebig ist auch das Kollektiv Namdose, das aus der französischen Band Ropoporose und der belgischen Formation BRNS besteht. Eine Art grenzüberschreitende Supergroup, die irrisierenden Indie- und Avantgarde-Pop produziert. Mich erinnert das Ganze an die frühen Stereolab. Mit Diego Leyder, dem Gitarristen der Band, habe ich mich die Tage auf ein Bier getroffen. Namdose und ihre Aktivitäten stelle ich daher in einem gesonderten Blogpost vor.

Dem Hype glauben: französischsprachiger Hiphop mit L’Or du Commun

Der Unterschied zwischen wallonisch und flämisch geprägter Musikszene reicht sogar bis in die Clubkultur hinein, erläutert Julien von WBM. So sei das Botanique in unserer Schaerbeek’schen Nachbarschaft, das ich direkt zu Beginn unserer Brüsseler Zeit erkundet habe, der bevorzugte Ort für französischsprachige Acts (siehe Titelbild dieses Blogposts). Das Ancienne Belgique, kurz AB, sei wiederum Anlaufstelle für Künstler aus der Region Flandern. Die Grenzen seien jedoch fließend. Und in beiden Locations treten zudem internationale Acts auf. 

Ancienne Belgique, AB, Boulevard Ansbach, Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Concerts, Pop, Brussels, Flanders, French music scene, WBM, Wallonie Bruxelles Musique, L'Or Du CommunL'Or Du Commun, Album, Cover, Sapiens, Rap, Hiphop, Pop, Music, Brussels, BelgiumUm die Wallonie-Flandern-These in puncto Konzerthallen direkt einmal zu widerlegen, gehe ich am Abend ins Ancienne zum Auftritt der angesagten Hiphopper L’Or du Commun.

Die drei französischsprachigen Rapper Primero, Swing und Loxley haben 2012 als Crew zusammengefunden. Nach diversen EPs erschien Ende 2018 ihr erster Longplayer „Sapiens“ auf dem Label LaBrique. Auf ihrem Album beschäftigt sich L’Or du Commun mit der menschlichen Natur. Ohne moralischen Zeigefinger, aber durchaus reflektiert und politisch verhandeln die jungen Belgier gesellschaftliche Verhältnisse sowie unser digitalisiertes Dasein. 

Ancienne Belgique, die perfekte Konzerthalle?

Das Venue selbst kommt für mich in Sachen Sound und Aufteilung schon sehr nah heran an die perfekte Spielstätte. Der rechteckige Innenraum sowie die flankierenden zweigeschossigen Galerien rechts und links fassen 2000 Leute stehend. An der Rückseite ragt in der ersten Etage zudem ein Balkon mit 700 Sitzplätze empor. Das gesamte Ambiente des Ancienne Belgique leuchtet in roter Wärme, hat aber zugleich einen angenehm rauen Charme. 

Ancienne Belgique, AB, Boulevard Ansbach, Brüssel, Music, Clubs, Popculture, Concerts, Pop, Brussels, Flanders, French music scene, WBM, Wallonie Bruxelles Musique, L'Or Du CommunL’Or du Commun spielen eine anderthalbstündige Show, bei der die Menge vom ersten Beat bis zum letzten Reim springt und mitsingt. Eine tolle elektrisierende Atmosphäre, die durch den hervorragenden Klang noch befeuert wird. Auf der Bühne sind neben dem Trio nicht nur zwei DJs aktiv, sondern auch diverse Gastsänger und -rapper. Zudem springen immer wieder besonders enthusiastische Anhänger auf die Bühne, die von der Crew umarmt und in ihre wilden Tänze integriert werden. Ich bin gespannt, ob eine derart tolle Combo ihren Weg bis nach Deutschland findet. Zu wünschen wäre es.    

Follow my blog with Bloglovin